Abgeschickt von Walter Keil am 01 April, 2006 um 21:37:51
Antwort auf: Re: Expedition ins Gehirn - TV Serie - Savants - neu von Dr.Lütgemeier am 25 Maerz, 2006 um 18:24:39:
Hallo Herr Dr. Lütgemeier,
leider bin ich wieder in ziemlicher Zeitnot.
Gerne würde ich mich schneller und ausführlicher
an der Diskussion beteiligen.
Trotzdem recht herzlichen Dank für Ihren aussagekräftigen Beitrag.
Zum Thema:
Nun, wir wissen um die normalen Fähigkeiten unseres Gehirns, die sich normalerweise nicht wie
Rechenarbeit beschreiben lassen und erst recht nicht wie Rechenarbeit anfühlen. Aber unser Gehirn und seine Gliederungen leisten ungeheure
Steuerungsarbeit für die wir bis dato keine grundlegende Arbeitsmethode gefunden haben.
Der Begriff des Rechners erscheint mir durchaus angebracht. Bei einem Computer hat der moderne Benutzer auch keine bemerkbaren Hinweise auf eine Rechenmaschine mehr !
Der Bewegungsapparat des Menschen beispielsweise, wird durch eine hochkomplexe, rückgekoppelte und unbewusste Steuerung erst zu dem was er ist: ein mit 100stel Sekunden Geschwindigkeit hervorragend funktionierendes System, dass unterbewusst, z.Bsp. beim Ballspiel (etwa Tischtennis oder Tennis) mit einer wahren Datenflut fertig wird.
Für mich folgt daraus, dass wir zwar das Gehirn in seiner Arbeitsweise nicht verstehen, aber
Rechenleistung erbracht wird. Diese Rechenleistung, und das gebe ich zu, kann durchaus
auf einer Funktionsbasis erbracht werden, die wir
nicht kennen. Ich meine es könnte ein Analoges Rechensystem sein, dass eben nicht mit Zahlen als
Codes arbeitet, sondern mit realen physikalischen
Effekten und Größen. So wie die digitalen Computer
auf der niedrigsten Ebene analoge, reale Zustände
für 0 und 1 benützen.
Ich habe als Musiker, den Effekt kennen gelernt, dass, wenn man beim Spielen vom Blatt abliest, zu
hölzerner Darbietung neigt. Der Grund ist offensichtlich der, dass das Lesen beim Spielen Leistungskapazitäten/Rechenkapazitäten des Gehirns beansprucht.
Kann man das Stück aber auswendig, benützt evtl. das Blatt nur zur Sicherheit am Rande oder als eine Art Stichwortgeber, dann kann man deutlich musikalischer agieren und besser auf die Schönheit der Darbietung achten.
Ich sehe es aber sicherlich als problematisch an,
den Menschen nur als eine Art programmierte
Maschine zu sehen. Ich glaube zwar, dass er durchaus Züge davon hat, nur das reicht sicherlich nicht aus, um ihn umfassend zu beschreiben. So wie ein Leiterwagen nur rudimentär
etwas mit einem Porsche zu tun hat.
Savants mit aussergewöhnlichen Leistungen oder Rechenleistungen, wie Rüdiger Gamm, inspirieren sicher die Wissenschaft ungeheuer.
Auch auf mich wirken Sie ungeheuer faszinierend, denn sie demonstrieren ein Stück fantastisch anmutender Wirklichkeit.
Hier ein Link zu Rüdiger Gamm:
http://www.mathegenies.de/gamm.htm
Soviel für heute.
Mit freundlichen Grüßen
Walter Keil