Abgeschickt von Peter Niemann am 18 Dezember, 2012 um 15:48:19
Und noch einmal etwas zu einem aktuellen Thema:
Daß die Arbeit aller Medien irgendwie vom Publikum bezahlt werden muß, ist klar. Für die öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehprogramme bezahle ich 18 € im Monat, egal, ob sie Gutes produzieren oder weniger Gutes, unabhängig sogar davon, ob ich sie überhaupt nutze. Das ist ungerecht. Viele Menschen glauben aber: die Öffentlich-Rechtlichen muß ich bezahlen - die Privaten bekomme ich umsonst. Aber die werden von den werbenden Firmen bezahlt, und die müssen ihre Werbekosten auf ihre Preise umlegen, die ich an der Ladenkasse bezahlen muß, unabhängig davon, ob ich die Programme nutze oder nicht. Das ist ungerecht.
Da Werbung stets im Interesse des Produzenten gemacht wird, liefert sie keine objektive Produktinformation für den Verbraucher, der dazu verleitet werden soll, Neues anzuschaffen und Dinge, die noch durchaus gut ihren Zweck erfüllen, wegzuwerfen. Das ist nicht sinnvoll und ökologisch unvernünftig.
Ich fühle mich durch die Werbung belästigt und manipuliert und muß all das mit der Ware, die ich kaufe, dann auch noch bezahlen. Die Behauptung vieler Menschen, sie ließen sich nicht manipulieren, ist unglaubhaft. Wenn das so wäre, würden die Produzenten nicht Millionen für Werbung ausgeben. Und auch derjenige, der diese Millionen lieber dem Preis oder der Qualität seiner Produkte zukommen lassen würde, muß das Spiel mitmachen, wenn er auf dem Markt nicht ins Hintertreffen geraten will.
Einen Spielfilm mit einem Werbespot zu unterbrechen, ist eine Unverschämtheit. Daß sich Millionen Menschen das in einem demokratischen Staat bieten lassen, kann ich nur schwer verstehen.
Und schließlich weist die Werbung den materiellen Dingen des Lebens einen Rang zu, der ihnen nicht zusteht.
Nun enthält das System des Privatfunks aber auch ein hochwirksames demokratisches Element, das dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk fehlt: die Einkünfte des Senders sind abhängig von der Einschaltquote und motivieren die Sendeanstalten, für möglichst viele Menschen möglichst gute Programme zu machen.
Wie soll man die Bezahlung der aus technischen Gründen allen zugänglichen Medien regeln? Es ist unmöglich, jede Sendung mit jedem Nutzer individuell abzurechnen. Die sogenannten Kulturprogramme würden dann übrigens abgeschafft werden. Für denjenigen, der kein Rundfunk- und kein Fernsehgerät besitzt, ist die öffentlich-rechtliche Zwangsabgabe besonders ungerecht. Doch selbst wenn er davon befreit würde - die Zwangsabgabe für die Privatsender muß er weiterhin leisten. Das geht nicht anders. Jedoch ist hiervon nur eine sehr kleine Minderheit der Bevölkerung betroffen.
Faktisch bezahlen die Nur-Privatsendernutzer die Öffentlich-Rechtlichen durch den Rundfunkbeitrag mit, während die Nur-Öffentlich-Rechtlichen-Nutzer die Privatsender an der Ladenkasse mitbezahlen. Das ist in beiden Fällen etwa der gleiche Betrag von 18 € im Monat. Das gleicht sich aus, und damit ist der ganze verbissene Streit beinahe - überflüssig !
Peter Niemann
10178 Berlin