Abgeschickt von Helmut Pfeifer am 09 November, 2006 um 14:49:12
Antwort auf: Re: Evol. identisch mit Augenblick der Schöpfung? - korrigiert ! von Walter Keil am 22 Oktober, 2006 um 12:33:13:
Hallo Herr Keil,
Danke für Ihre kurze Stellungnahme zu meinem Beitrag über die "Zeit".
Ich möchte aber nochmals auf Ihre Ausführungen vom 22.10. zurückkommen und einige Sätze kommentieren, weil es mir wesentlich erscheint.
Wie Sie richtig sagen, gibt es Probleme zwischen religiöser Überlieferung und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen.
HvD kritisiert- wie ich meine zu Recht-dass die Kirche noch immer die " abgestorbenen mythologischen Formeln" vergangener Epochen verwendet. Diese entziehen sich verständlicherweise im Ablauf der Zeit mehr und mehr dem aktuellen Verständnis. Um die Bilder und Gleichnisse (der sich die mythologische Sprache bedient) christlicher Botschaften dem heutigen Verständnis zugänglicher zu formulieren, müsste man sie dem heutigen Weltbild anpassen. Es ist dies ein im wesentlichen von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen geprägtes Weltbild.
HvD legt Wert auf die Definition von Naturwissenschaft als eine Grundlagenforschung, die ein fundamentales Streben nach Naturerkenntnis beinhaltet! ( Also nicht angewandte Technologie.)
HvD meint weiters, dass theologische Aussagen grundsätzlich so formuliert sein sollten, dass sie in die vom heutigen Weltbild abgeleiteten Rahmenbedingungen hineinpassen und somit "sinnvolle" Aussagen darstellen. HvD stellt dazu fest, dass, wer trotz eindeutig naturwissenschaftlicher Erkenntnisse durch die Evolutionslehre, den heutigen Menschen noch als definitives Endergebnis oder Ziel aller kosmischen Geschichten definiert,gegen die Realität in einem Maße verstößt, das zunehmend nur noch Verständnislosigkeit erweckt!
Einen weiteren Punkt, den Sie berühren, ist der Ablauf der Evolution. Hier schreibt HvD einen ganz bedeutsamen Satz: Nicht "wie" Evolution sich abspielt, sondern "dass" sie sich abspielt, ist das wahre Geheimnis. Schließlich läuft es auf die Frage aller Fragen hinaus : " Warum gibt es etwas, und warum nicht nichts?"
Jean Guitton, der französische Philosoph, stellt sich und seinen Diskurs Partnern diese Frage in dem hervorragenden Buch." Gott und die Wissenschaft". Eine "Musslektüre" für jeden, auf geistiger Ebene, Gott Suchenden. Das Wort "religio" hat ja etwas damit zu tun, wenn ich nicht irre.
Kommen wir zur Evolution zurück und da zur Feststellung, dass eine ihr wesenhaft anhaftende Tendenz zu erkennen ist, nämlich "Leben" hervorzubringen. In welcher Gestalt sich dieses Leben realisieren würde, wenn man die 4 Milliarden lange Entwicklung theoretisch wiederholen könnte, bleibt ebenso offen, wie die Frage, warum die Entwicklung nicht schon auf einer früheren Stufe stehengeblieben ist. Wer die biologische Evolution kennt, weiss, dass es in ihrer Entwicklung einge Stellen gegeben hat, wo dies leicht der Fall hätte sein können.( Stichwort "Sauerstoffbedrohung aller Lebewesen")
Eigentlich muss man sagen, so HvD, dass der ganze Kosmos Evolution "ist" und dass die Voraussetzugen für alles Leben auf den Urknall zurückgehen. Hier bereits wurden die Naturkonstanten exaktest festgelegt, ohne deren Präzision das uns bekannte materielle Universum niemals entstehen hätte können. Daraus entstanden die " maßgeschneiderten" Eigenschaften des Kosmos,welche für die Entstehung von Leben notwendig waren.
Kosmologen räumen daher einen offenkundigen Zusammenhang zwischen dem "Ganzen" und seinen "lebendigen Teilen" ein. Sie haben dieser Entsprechung die Bezeichnung "anthropic principle" gegeben.( Was aber auf nicht ungeteilte Akzeptanz gestossen ist)
HvD meint zu Recht, der Terminus müsste eher "biotic principle" lauten.(lebensträchtiges Prinzip)
Zum Schluss möchte ich sagen, dass auch bei mir der Zugang zu einem Glauben an etwas "Überirdischen" eher über die pantheistische Naturerkenntnis führt, so wie sie von HvD begriffen wird. Letztlich hat man als Individuum eine "Antenne" zu einem transzendenten Sein, oder man hat sie nicht. Da spielen viele Faktoren eine Rolle, wie ich meine.
Beste Grüße bis zum nächsten Mal.
Helmut Pfeifer