Re: Gehirn-Evolution


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Abgeschickt von Walter Keil am 13 September, 2005 um 11:17:01

Antwort auf: Gehirn-Evolution von Christian Baltrusch am 12 September, 2005 um 12:58:36:

Hallo Herr Baltrusch,
schön, dass Sie hier im Forum aktiv sind.
Da haben Sie ja wirklich Interessantes, aus einem
wenig in der Öffentlichkeit präsenten Forschungsgebiet, gefunden.

Das Thema "Mittelpunktswahn" sehe ich inzwischen
als her unbedeutend an. Warum?
Da habe ich eher die Position Teilhard de Chardins übernommen, die Ditfurth offenbar nicht geteilt hat. (Im Fernsehbeitrag/Buch "Das Gespräch" gibt er seine große Übereinstimmung mit seinem Vorläufer de Chardin zu, aber er sieht den Menschen nicht im Mittelpunkt, wie Chardin)
Dass der Mensch, seit einigen Millionen Jahren in eine bedeutende Position in der Biosphäre gelangt ist, sehe ich immer im Kontext mit der Biosphäre.
Die ich als Gemeinschaft der Lebewesen, von absolut winziger Größe, bis hin zu den Großlebewesen, ansehe. Dabei bildeten sich immer Symbiosen und Hierarchien, gegenseitige Abhängikeiten aus - so wie in einem Körper mit Körperzellen und Organen. Hier gibt es eben, wenn man so will, ein ganzheitliches System mit Hierarchien - und mit Rückkoppelung. Das dominante Gehirn, kann nur schwer auf Dauer die Bedürfnisse seiner Organe ignorieren - Ausnahme evtl. bei Drogensucht. Die für mich bedeutende Stellung des gegenwärtigen Menschen, der sich ja nicht selbst hervorgebracht hat, ist eine Stellung, wie ich meine, die schon einen gewissen "Mittelpunktswert - bzw. eine Spitzenstellung" in der Biosphäre der Erde" hat. Die beruht auf seinen geistgen Möglichkeiten, ich halte diese, aber letztlich doch noch, für unterentwickelt.
Meine These: erst mit dem "Blick auf eine drohende Apocalypse" wird sich erst die "richtige Idee als Basis-Software" in den menschlichen Gehirnen manifestieren. Noch begreift sich der Mensch nicht als Organ der Biosphäre, als Teil einer Einheit des Planeten. Noch denkt er, individuelles Glück und Sicherheit sind nur durch Konkurrenzkampf, innerhalb einer von der Biosphäre isolierten Zivilisation, zu erreichen und der einzige Lebenssinn. Er erkennt noch nicht, dass er die "geistige Dimension der Biosphäre" repräsentiert - dass er in der Hierarchie des Lebens - wegen des Prinzips "Geist dominiert Materie" - auf der Erde gegenwärtig ganz oben steht und Lenkungsaufgaben erfüllen soll.

Für das Selbstverständnis des Menschen sind ja kollektive Lernerfahrungen - in der neueren Geschichte gut erkennbar - sehr bedeutend.
Wir haben durch genetische Untersuchungen von
prähistorischen Knochenfunden, nun Hinweise
auf mögliche Fähigkeiten und ihren Werdegang durch die Evolutionsgeschichte.
Aber eine Portion Skepsis muss dazu bleiben, denn ich habe immer noch den Satz: "Wir wissen nicht wirklich was Gene sind" oder so ähnlich, vor mir. Ich glaube Herr Taplan hat ihn hier im Forum auch einmal erwähnt. Das heisst, ein klares Verständnis, wie: dieses Gen ist immer für folgende Eigenschaft verantwortlich, ist (noch) nicht gegeben. Die Gene und ihre zellulare Umgebung stehen offenbar ebenso in einem Kontext.
Interessant auch der von Ihnen zitierte Satz:
Die genetische Evolution könnte mit der kulturellen verknüpft sein. Hier zeigt sich eine
noch nicht geklärte Frage der biologischen Evolutionstheorie: Welche Auswirkungen haben Lernen und Erfahrungen der Lebewesen auf ihre gentische Ausstattung? Oder tauchen immer erst Gene, wie durch einen Schöpfungsakt auf, und verändern dann die körperlichen und geistigen Fähigkeiten?
Ich persönlich gehe davon aus, das sich die Lebenserfahrungen der Lebewesen durchaus auf ihre Gene auswirken können - nur warum gibt es dann soviele langzeitstabile Lebewesen?
Weil sie einfach es immer ganz gut hatten? Keine existenziellen Krisen durchlebten?
Eine für mich eher offene Frage.
Nochmal zum "Mittelpunkstwahn": mit Blick auf das Universum, ist der Mensch wahrscheinlich
in keiner Mittelpunktsstellung oder Spitzenposition.
Aber auch ich finde alles, was jetzt möglicherweise evolutionsgenetisch herausgefunden wird, sehr spannend.


Mit freundlichen Grüßen
Walter Keil




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