Re: Ursachen des menschlichen Fehlverhaltens


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Abgeschickt von Helmut Pfeifer am 14 Juni, 2007 um 15:29:09

Antwort auf: Re: Ursachen des menschlichen Fehlverhaltens von Walter Keil am 04 Juni, 2007 um 21:25:29:

Hallo Herr Keil,

Danke für Ihren ausführlichen und offenen Beitrag vom 4.6.
Ich bedauere den für Sie sehr schmerzlichen Verlust Ihres Bruders. So ein Erlebnis macht sehr betroffen und läßt einem wieder mal erkennen, wie kurz unser irdisches Leben eigentlich ist.

Danke auch für die Beschreibung der "Noosphäre", einem Fachausdruck, den Chardin geprägt haben dürfte.
Als sich der Geist u.a. in Form von individuellem Beqwußtsein entwickelt hatte, war es anscheinend unausbleiblich, dass sich eine Form von Kommunikation zwischen den Individuen entwickelte und sich stetig verbesserte bis hin zur Ausbildung von Sprachen mit zunehmender Komplexität. Ich glaube, ganz entscheidend war die Erfindung des Buchdrucks durch Guttenberg, denn von nun an konnte man Wissen verbreiten, speichern und somit den folgenden Generationen zugänglich machen. jede Generation konnte somit von den vorangegangenen lernen und so Wissen erweitern und ausbauen. Dies war die Voraussetzung für die Entwicklung der modernen Naturwissenschaften deren erste und prominenteste Vertreter Kopernikus, Kepler, Galilei und Newton waren und noch sind.

Ich wurde durch Sie in meiner Ansicht über Chardin bestätigt. Ich habe gelesen, dass Chardin kein Naturwissenschaftler sei, sondern ein "philosophierender Naturforscher".
Ihr Ausdruck "skuril" ist berechtigt. Als Beispiel zitiere ich folgenden Satz aus "Der Mensch im Kosmos" : " Der Mensch ist ein "Phänomen", das als Tatsache der Natur angehört". Und weiter: " Der Mensch als solcher, in der strengen Betrachtungsweise der Anthropologen und Rechtsgelehrten(?), ist ein ganz kleines, und sogar ein sich immer mehr verkleinerndes(!) Ding." (Zitatende.)
Es gibt aber auch weise Sätze, wo er " die Zerstückelung der Natur durch den menschlichen Geist beklagt, welche es dem Menschen unmöglich macht, tiefere Zusammenhänge in der Natur zu erkennen." Chardin bezeichnet dies als "schlechte anthropozentrische Betrachtungsweise". Er ist aber optimistisch und sagt, dass die "wahre Physik" jene ist, der es eines Tages gelingen wird, den Menschen in seiner Ganzheit in ein zusammenhägendes Weltbild einzugliedern. usw, usw.

Nun zum zweiten Punkt Ihrer Ausführungen.
Ich bin ehrlich überrrascht, dass wir bezüglich der kath. Glaubenslehre ähnlich kritische Standpunkte vertreten. Das hätte ich eigentlich nicht erwartet.
Der Ausdruck "Stille Post" hat mich amüsiert und ich finde, es trifft den Kern der Sache ganz gut. Was das betrifft, haben Sie ja die Ursachen beschrieben, da ist kaum noch etwas hinzuzufügen. Wieviel Prozent der "message" nicht authentisch ist, bleibt belanglos, dürfte aber gefühlsmäßig relativ hoch
sein.
Mich überrascht nur, dass die Ereignisse um Christus, der unbestritten gelebt hat, Basis für die Gründung einer Weltreligion werden konnte. (die übrigens erst durch Paulus mindestens 8o Jahre nach Christi Tod erfolgt ist, nachdem er sich im Ideologenstreit mit Jakobus durchgesetzt hatte)
Ich glaube, die Zeit war einfach reif für diese Religion und ihre Botschaft, weil die Menschen einfach eine innere "Sehnsucht" danach hatten. Im Vergleich zu den damals existierenden
heidnischen Kulten, hatte die Lehre von Jesus Christus einen ethnisch moralischen Inhalt, der einfach "ankam", obwohl man sich in vielerlei Hinsicht nicht daran gehalten hat. Wäre es so gewesen, dann hätte es in den vergangenen zwei Jahrtausenden nicht so viele Kriege und andere Greueltaten gegeben! ( Viele davon im Namen des Glaubens und der kath.Kirche)

Sie haben recht- irgendwie habe ich auch schon daran gedacht- diese Botschaft von Jesus Christus sollte neu interpretiert werden. Es wird sich irgenswann ein "Glaubensbekenntnis Neu" entwickeln. Früher oder später wird und muss dies im 3.Jahrtausend geschehen.

In diesem Zusammenhang komme ich wieder zurück auf HvD und sein Buch " Wir sind nicht nur von dieser Welt", wo er sich u.a. mit dieser Problematik gekonnt auseinandersetzt. Er spricht z.B. von der dringend notwendigen "Entmythologisierung" alter biblischer Texte voll mit Bildern und Gleichnissen, welche nicht mehr in unser heutiges geistiges und kulturelles Umfeld passen.
HvD`s Aussagen zu dieser Thematik haben mir so gut gefallen, dass ich einen Aufsatz mit dem Titel " Naturwissenschaftliches Weltbild-religiöse Deutung / Eine kritische Betrachtung zusammengestellt habe. ( Ich werde Ihnen demnächst diese nur neunseitige Arbeit per Post zusenden)

Ich schließe mit einem weisen und überall anwendbaren Satz von HvD:
"Einseitigkeit verfehlt die Wahrheit immer".

Mit besten Grüßen

H.Pfeifer




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