Re: Autobiografisches zum „Apfelbäumchen“


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Abgeschickt von Rüdiger Koch am 20 Oktober, 2007 um 13:22:03

Antwort auf: Autobiografisches zum „Apfelbäumchen“ von Halil Güvenis am 17 Oktober, 2007 um 19:03:37:

:


Hallo zusammen,

ich glaube es ist mir nicht gelungen, mein Problem, dass ich mit H.v.D. zu haben scheine zu verdeutlichen.

Zunächst einmal bewundere ich ihn sehr, glaube auch ihn wirklich gründlich studiert zu haben.

Andererseits mache ich mir aber auch die Mühe, sehr genau hinzuschauen und mich an Fakten zu orientieren. Deshalb insistiere ich mit einer gewissen Wut beim Thema Waldsterben. Wer mir allen Ernstes erzählt, der Wald stürbe weiter, dem kann ich nur entgegen halten, dass er blind durch die Gegend läuft und ihn einladen, mit mir zusammen in den Wald zu gehen um mir die Krankheitssymtome zu zeigen.

Hier geht es ums Grundsätzliche. Die Fragen lauten: War der Wald nie krank, war alles Geschrei der Ökopessimisten nur heiße Luft ? Oder war er krank und der Katalysator hat ihn gerettet ? (dann hätte Herr Güvenis den Nagel auf den Kopf getroffen mit der Beschreibung seines Menschenbildes. Homo sapiens scheut keine Kosten und Mühen und er reißt das Ruder rechtzeitig herum.)

Oder war er krank, ist aber durch den Zusammenbruch ganzer Industriezweige gerettet worden ? (Das gilt vor allem für die Schwerindustrie im Osten.)

Wenn letzteres stimmt, dann ist das ein Beleg dafür, dass nicht Technik (Kat, Entschwefelung usw.) uns retten kann, sondern nur der Verzicht auf bestimmte Techniken.

Das finde ich müsste diskutiert werden, weil hier wirklich das Kernproblem liegt.

Vor diesem Hintergrund, Herr Keil, muss ich Ihnen sagen, dass Sie mich keineswegs widerlegt haben, Sie haben sich lediglich nicht die Mühe gemacht, die inzwischen unzähligen Veröffentlichungen zu lesen, die das Thema aus der Perspektive „der Wald ist gesund und war nie krank abhandeln“.

Einige Bestsellerautoren, wie Maxeiner und Miersch , kritisieren denn auch Ditfurth massiv, lesen Sie doch einfach mal deren Buch „Ökooptimismus“.

Ich behaupte keineswegs, dass dort alles richtig dargestellt ist. Ganz im Gegenteil. Gerade weil ich mich mit dem Thema Ökologie sehr gründlich und fast täglich beschäftige, kann ich viele Behauptungen dieser Leute widerlegen.

Aber diese ganze Diskussion nicht zur Kenntnis zu nehmen und einfach zu behaupten, Sie hätten mich widerlegt, das ist, mit Verlaub gesagt, absurd.

Jede neue Technik, das ist ein weiterer Punkt der einmal angesprochen werden sollte birgt Gefahren. Den Protagonisten der Erdwärme würde ich entgegen halten, dass sie ein Blick auf die Chaostheorie vielleicht doch etwas bedenklich stimmen müsste.

Wenn der Flügelschlag eines Schmetterlings über China einen Orkan über Europa auslösen kann, was werden dann erst Bohrgestänge und Pipelines im Leib der guten Mutter Erde für globale Feuerwerke entfachen ???

Nochmals zurück zu meiner von Herrn Keil konstatierten Wut. Ja, verdammt noch mal, ich bin wütend, wenn ich sehe was derzeit geschieht. Eine Kanzlerin sammelt Pluspunkte im Bereich Umweltschutz, die gleichzeitig Gelder für die Donaukanalisierung bereitstellen wird (noch ist es nicht ganz so weit, aber warten wir mal schwarz/gelb ab, Merkel hat grundsätzlich schon Zustimmung signalisiert.)

Hier, Herr Keil, sollten Sie sich vielleicht auch einmal die Mühe machen, eine Expertenmeinung einzuholen. Der namhafte Evolutionsbiologe Reichholf weist immer wieder auf die Absurdität der Klimadiskussion hin, belegt seine Argumente mit knallharten Fakten und nennt gleichzeitig die wahren Probleme beim Namen. Dazu gehört, neben seiner Kritik an der modernen Landwirtschaft, auch eine klare Stellungnahme zu den Fluss- und Uferverbauungen, wie gerade die so viel gelobte Umweltschützerin Merkel sie zumindest zulässt.

Hier sind wir wieder bei Herrn Güvenis. Die von Reichholf kritisierte Landwirtschaft liefert uns allen unsere täglichen Schnitzel und Hähnchenkeulen. Darauf zu verzichten, das fällt schwer. Wie einfach ist es doch da, sich auf Themen wie das Waldsterben oder das Klima zu stürzen. Das tut nicht wirklich weh, der Braten brutzelt weiter in der Röhre und man hat tapfer für die Umwelt gefochten.

Ablasshandel nannte man das früher. Auch religiöse Ethik konnte dergleichen nie verhindern. Oder vielleicht doch???

Der Ablasshandel, ursprünglich sogar eine Erfindung der Kirche, stieß ja gerade bei dem wahrhaft religiösen Luther auf massive Ablehnung, war gar einer der Hauptauslöser für die Reformation.

Kann uns eine neue Ethik, basierend auf religiösen und philosophischen Werten retten? Vielleicht. Aber ganz gewiss rettet uns das intransingente Insistieren auf Katastrophen nicht, die durch ihr Nichteintreten die Glaubwürdigkeit auch der wissenschaftlichen Instanzen untergraben.

Das Herr Keil ist es was ich meine, das ist es auch was mich in der Tat sehr wütend macht. Das Herumrühren in einem Klimabrei, der eigentlich des Kochlöffels nicht bedarf, während alle anderen Töpfe überkochen.

Zu guter Letzt: Wer wirklich glaubt, man habe das Alter des Alls nun bis auf die Kommastelle genau ermittelt, der weiß offenbar nicht was er sagt. Ich biete dem jenigen eine Wette über 1000,- Euro an, dass dieser Wert innerhalb der nächsten Jahre noch zigmal korrigiert werden wird. (Von mir aus auch über 10 000,- Euro, nur Mut mein Herr.)

Rüdiger Koch


Guten Abend, die Herrschaften,

: es grüßt Sie Halil Güvenis aus Istanbul.

: Ich habe den Diskussionsstrang
: „Wiederentdecken des Apfelbäumchens“ gerade fertig gelesen und wollte folgende autobiografische Geschichte los werden.

: Ich habe am 19.2.1987 an Herrn Hoimar von Ditfurth einen Brief geschrieben und erläutert, warum ich sein Buch „So laßt uns ein Apfelbäumchen pflanzen – Es ist soweit“ so toll finde, aber dennoch einen Weg sehe, wie sich die Menschheit aus der drohenden Katastrophe retten könne. Ich möchte aus diesem Brief einige Zeilen zitieren. Meine Ausführungen laufen im Wesentlichen auf eine wirtschafts- bzw. kulturtheoretische Kritik hinaus.

: „(…)

: Erstes Argument: Sie stützen die Notwendigkeit Ihrer Analyse auf naturwissenschaftlich-technische Argumente. Nun ist es aber bekannt, daß gesellschaftliche Prozesse stark von wirtschaftlichen Entwicklungen abhängen. Da Sie die Wirtschaft explizit nicht in Ihre Analyse einbeziehen, muß man annehmen, daß Sie einen krisenfreien wirtschaftlichen Hintergrund wählen. Sonst müßten sie die Tatsache berücksichtigen, daß die konkrete wirtschaftliche Entwicklung in Ihre Betrachtungen wesentlich eingeht.

: Nehmen wir jedoch an, daß in dem von Ihnen betrachteten Zeitraum die wirtschaftliche Entwicklung aus systemimmanenten Gründen krisenhaft wird, so wäre der Einfluß der Wirtschaft auf die Politik nicht zu vernachlässigen. (…)

: Zweites Argument: Den Kernpunkt Ihrer Analyse bildet die Betrachtung, daß die Menschen auf die drohende ökologische und nukleare Katastrophe mit angeborenen Lehrmeistern reagieren werden. „Lehrmeister“ sind für Sie diejenigen Denk- und Verhaltenskategorien, die von unseren Vorfahren auf evolutionärem Wege als Überlebensbedingungen aus der Umwelt extrahiert worden sind. Da jedoch die Umwelt unserer ersten menschlichen Vorfahren der sogenannte Mesokosmos war, sind die in Betracht kommenden Kategorien auf einen anderen Bereich nicht zugeschnitten. Insbesondere sind die Menschen in der durch die drohende Katastrophe gegebenen Landschaft nicht überlebensfähig, weil ihnen die richtigen Lehrmeister fehlen.

: Gegen diese Argumentation läßt sich zunächst anführen, daß die menschliche Erkenntnisfähigkeit nicht auf den Mesokosmos beschränkt ist. Die Geschichte der Physik hat sich gezeigt, daß der Mensch grundsätzlich neue Erkenntnisnischen (Mikro- und Makrokosmos) erschließen und verstehen kann, obwohl die mesokosmischen Lehrmeister für diese Bereiche nicht konstitutiv sind.

: Auch die Kulturgeschichte könnte hier Pate stehen. Keine der mesokosmischen Verhaltensnormen konnte sich in der Menschheitsgeschichte durchgehend halten. Eher ständiger Wechsel war zu beobachten.

: Aus diesen historischen Fakten folgt meines Erachtens, daß die evolutionäre Erkenntnistheorie in der gegenwärtigen Form nicht stimmt. Sie muß derart geändert werden, daß dem Menschen ein erkenntnismäßiger und kultureller Sprung möglich ist, ohne daß gleich die Lehrmeister geändert werden müssen.

: (…)

: Je nachdem, was für eine Einstellung man in dieser Frage hat, wird man bei der Einschätzung des Reaktionsvermögens des Menschen auf die nahende Katastrophe zu einem anderen Schluß kommen. Sie sehen im Grunde nur den Artensprung, d. h. die Änderung der Lehrmeister, als einzige Lösung. Ich hingegen sehe aufgrund meines andersgearteten Konzepts auch den Kultursprung ohne die biologische Evolution als eine reale Chance, um aus der Sackgasse herauszukommen.Während der Artensprung in der zur Verfügung stehenden Zeit als unmöglich erscheint, hat der Kultursprung begründbare Realisierungsmöglichkeiten. Hoffen wir, daß der Mensch diese Chance wahrnimmt. (...)“

: Soweit meine Ausführungen. Natürlich hat Herr Hoimar von Ditfurth auf diesen Brief nicht geantwortet, weil ich zwar einen Lösungsweg, aber keine konkrete Lösung benennen konnte.

: Mit freundlichen Grüßen

: Halil Güvenis

: http://www.amazon.de/Weg-Liebe-Gedichte-Lebensgeschichte-Swedenborg/dp/3929345293




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