Abgeschickt von olfd am 28 Juli, 2008 um 18:58:38
Antwort auf: „Fünf nach Zwölf“ von Christoph Lauterburg von Halil Güvenis am 06 Juni, 2008 um 11:30:15:
Bahro 1987 über Ditfurth 1985 - und Lauterburg 1998
Rudolf Bahro veröffentlichte seinen Nicht-Bestseller "Logik der Rettung. Wer kann die Apokalypse aufhalten. Ein versuch über die Grundlagen ökologischer Politik." im Jahr 1987 - zwei Jahre nach dem (Bestseller) "Apfelbäumchen". Er erwähnt und bespricht das Ditfurth-Buch 4x auf den ersten 80 Seiten. Danach dann nicht mehr, auch nicht in den Anmerkungen, aber im Literaturverzeichnis natürlich.
Diese 4 Textstellen folgen unten - und die letzte (oben) als Buchbild.
Ich war eigentlich ein Jahrzehnt bei Bahros Fragestellung (Notausgänge versus Rettungsweg; also hauptsächlich der 3. Teil Conditio Humana bei Ditfurth) auf Bahros Seite. Auch ich wollte hoffen dürfen. Auch ich habe -andere- Utopien gelesen und 'seriöse' Zukunftsbücher. ("Das 10-Punkte-Programm zur Weltrettung", wie "Projekt Erde - Szenarien für die Zukunft" von Al Hammond). Ich habe mich sogar selber 'lächerlich gemacht', und eine eigene Utopie1 mir ausgedacht, ja ausgeknobelt muß man sagen (und veröffentlicht). - In den letzten beiden Jahren - unter dem beständigen Einfluß vom Lauterburg-Buch - bin ich wieder 'rückkonvertiert', also gegen Bahro und zu Ditfurth zurück.
Bahro war natürlich auch ein Gläubiger, ein Religiöser, ein Utopist und "Spinner" (wie ich auch!!!) In meinen Augen hat sich Bahro NIE "lächerlich gemacht" (das bezieht sich auf den Text unten). Ich kenne LdR in-und-auswendig, und finden nichts falsch, weder die "Unsichtbare Kirche" und den "Gottesstaat", noch das Tantra-Tarot-Zeug und auch nicht den "Fürst der ökologischen Wende." Dennoch hat sein Buch in 20 Jahren nichts bewirkt. Die Gesamt-Auflage blieb klein (10.000 Stück).
Also kurz, ich komme erstmal zum Schluß, weil das alles ein weites Feld ist, ich 'liebe' heute wieder die Resignierten; Horstmann (1983, 1991) hat mir hier geholfen (den HvD ausdrücklicht im Apfelbuch würdigt).
Ich weiß nicht, ob HvD sich mit Bahro's LdR beschäftigt hat und ob es ein "Statement" von ihm dazu gibt.
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Jetzt hält sich Hoimar von Ditfurths Buch <So laßt uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen. Es ist soweit> schon das zweite Jahr auf der Bestsellerliste. Der Autor will uns damit versöhnen, daß wir ohnehin alle sterben müssen.
Unversehens hat es sich inzwischen bis an jeden Stammtisch herumgesprochen: "Es geht eh alles den Bach hinunter." Oder sollten wir unser Leben derart ändern können, daß die Totrüstung und Kaputtindustrialisierung aufhört?
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Gerade vor 100 Jahren ging, wie auch Ditfurth* darstellt, das biologische Artensterben in den exponentiellen Verlauf über, der dazu geführt hat, daß jetzt jeden Tag eine Art verschwindet, während es um das Jahr 2000 bereits jede Stunde eine Art sein wird. Angefangen beim geographischen Raum, den wir nicht nur einschränken, sondern auch so zersplittern, daß Ökotope ihre Ganzheit verlieren und die kritische Anzahl von Individuen einer Art nicht mehr im selben Lebensraum zusammenfinden kann, monopolisieren wir die Erde für unsere Spezies allein.
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Bemerkenswerterweise macht sich Biedenkopf keine Gedanken darum, diesen Prozeß an seinen Peripherien aufzuhalten. Kein Lamento z.B. über die Bevölkerungsexplosion, denn er weiß, etwa im Gegensatz zu Herrn von Ditfurth, daß sie primär Folge und erst sekundär wieder Mitursache der Expansion ist. Er führt die Gefahr vielmehr auf die europäische Entwicklung seit der Renaissance zurück. Und er ist eindeutig darin, daß es so nicht weitergehen kann.
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Der Widerstand gegen neue Erkenntnis wurzelt sowieso weniger in dem Bestreben, Gefahren zu verdrängen, als in der Abwehr der Zumutung, das gewohnte Leben zu ändern. Schon findet man sich ab mit der eben noch geleugneten Gefahr: So ist's bequemer. Deshalb ist Hoimar von Ditfurths schon erwähntes Buch, das dieses Volksempfinden mit wissenschaftlichem Anstrich und metaphysischer Coda vertritt, ein Bestseller.
Hat es der Autor nicht "den vielen, den allzuvielen Menschen gewidmet, die es immer noch nicht wahrhaben wollen" – nämlich, daß es sich nicht um "Umweltprobleme", sondern um die endgültige Krise der westlichen Zivilisation handelt, die alles mit ins Nichts zu reißen droht?! Diese Einsicht hat nun also Konjunktur, und das ist erst einmal erfreulich. Das Stärkste an Ditfurth's Buch ist der erste Teil, der gar nichts Neues bringen will, sondern nur wie auf jenem Dürer-Holzschnitt die apokalyptischen Reiter auf einem einprägsamen Blatt versammelt. Besonders an dem Artensterben macht er das Tempo ablesbar, in dem der Untergang schon läuft. Wir sollen uns im Spiegel dieses Resümees als eine für alles andere Leben satanische Art erkennen.
Weiter weiß er allerdings nur Notausgänge, die keine sind, weshalb deren Nichtbenutzung, die er beklagt, eben noch nicht beweist, daß nichts mehr geht.
Etwa militärische Umrüstung auf defensive Verteidigung hält er für ein offenes Scheunentor. Dabei kann sie ebensogut bloß ein Hintertürchen sein, das an den gleichen Abgrund führt: Der US-amerikanische Sternenkriegswahn ist ja "defensiv" motiviert. Ebenso kann es mit der Anwendung des Verursacherprinzips gegen Umweltverschmutzer geh'n, solange nur die Idee der industriellen Massenproduktion unangefochten bleibt.
Auch meint er, wir sollten nicht so kindisch sein, einseitige militärische und industrielle Abrüstung zu wollen. Er möchte keinesfalls für so einen Kindskopf gehalten werden. Er fürchtet sehr viel mehr, als "Irrealo" durch Lächerlichkeit denn durch die Bombe getötet zu werden. Dagegen fürchtet er nicht, sich moralisch fragwürdig und intellektuell unmöglich zu machen, indem er das Bevölkerungswachstum – hauptsächlich anderswo! – nicht etwa als Symptom und Faktor, sondern als "Wurzel allen Übels" hinstellt.
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Danke Heinz für deinen Tipp, den ich jetzt mal angewendet habe. Mal sehen, was dann 'hinten rauskommt' :-))
Für meinen heutigen youtube-Link habe ich nur eine Gefühlserklärung. Ich hab' versucht, sie in Worte zu fassen, aber das ufert dann zu sehr aus. Auf jeden Fall sehe ich ein Bezug zu Ditfurth-Lauterburg-Bahro - vielleicht nur ein schwacher (heute).