Abgeschickt von Henry Grimmer am 27 November, 2008 um 16:45:01
Antwort auf: Re: Ist Simulation des Ur.. - die Welt der Physiker von Walter Keil am 27 November, 2008 um 00:31:21:
Hi, Walter!
Ich hoffe doch sehr, dass es uns immer noch nur um den Austausch von Argumenten geht und dass ich keinesfalls kränken möchte, sollte auch klar sein.
Aber zu deinem Beitrag. Klar doch, auch Wissenschaftler sind nicht unfehlbar, wenn diese Platitude gestattet sei, mit der Atombombe haben sie das „eindruckvoll“ bewiesen. Und selbstverständlich hat jeder nicht nur das Recht, sondern (nach meiner Ansicht) sogar die Pflicht, all den so genannten oder auch tatsächlichen Fachleuten kritisch auf die Finger zu schauen. Was deine Sorge die Erde und die Menschheit betreffend angeht, so habe ich dir zugestimmt und teile sie. Wenn ich nicht tiefer darauf eingegangen bin, so deshalb, weil wir uns nun mal in einer Diskussion über physikalische Angelegenheiten befinden. Wir können jedoch gern einen neuen Dialog eröffnen.
Was nun deinen „Galopp“ betrifft, so ist der Begriff vielleicht unglücklich gewählt, ich versichere dir aber, dass er nicht abwertend gemeint ist; das ist nur meine Art, ernsten Angelegenheiten ein wenig die Spitze zu nehmen. Ich bin deshalb ausführlicher darauf eingegangen, weil zu fundierter Kritik fundiertes Wissen gehört. Ein „Na und“ oder ein „mulmiges Gefühl“ sind keine guten Ratgeber.
Nimm z. B. die Kosmische Strahlung, die ist schon seit langem bekannt, früher nannte man sie aber Höhenstrahlung, nur die Nachweismethoden haben sich verbessert und man kann heute genauere Angaben machen. Der Sonnenwind ist ein Teil davon, wenn du das Nordlicht bewunderst, siehst du einige Auswirkungen. Was geschieht, wenn sehr energiereiche Protonen (die stammen vom galaktischen Teil der kosmischen Strahlung, 10 hoch 20 eV!) miteinander kollidieren, ist aus der Theorie ebenfalls bekannt, und die tatsächlich nachgewiesenen Kollisionen entsprechen den Voraussagen. Du verkleinerst die Erkenntnis über diese Ereignisse (wissentlich oder nicht), indem du sie in „das Weltall“ verlegst. Richtig ist aber, dass sie in der irdischen , oberen Atomsphäre stattfinden, und das Argument für ihre Ungefährlichkeit besteht darin, dass solche Kollisionen ständig stattfinden – und die Erde existiert noch, nicht wahr?
Auch deine Ausführung, dass die Relativitätstheorie deshalb relativ zu nennen sei, weil die Masse mit wachsender Geschwindigkeit zunimmt, ist nicht richtig. Ich wiederhole, dass Einstein seine Theorien gar nicht „relativ“ nannte, weil das Wichtige eben nicht der Bezug (die Relation) zu etwas ist (das ist alte Erkenntnis), sondern er nannte sie Invarianztheorie, weil die Naturgesetze sich nicht ändern, wenn man z. B. einer Beschleunigung unterliegt, und die Gleichwertigkeit (Äquivalenz) von Gravitation und Beschleunigung; und das Graviton (wenn es existieren sollte) hat eine Ruhemasse null, es würde umso mehr Masse haben, je energiereicher es wäre.
Ganz allgemein – die Physik ist in den Bereichen, für die sie sich zuständig fühlt, außerordentlich erfolgreich, und ich kann diese merkwürdige Verschwörungstheorien nicht nachvollziehen, die da immer und immer wieder behauptet, die Wissenschaftler würden generell nicht wissen, was sie tun oder nur an ihrer Kariere interessiert sein und was dergleichen mehr unterstellt wird. Der gesamte Bereich der Naturwissenschaften ist (und besonders seit der Einführung des Internets) die offenste Veranstaltung, die es auf Erden gibt, jede Theorie wird allen – ob Fachmann oder Laie – zur Überprüfung zur Verfügung gestellt, und wenn sich Fehler herausstellen, wird offen darüber diskutiert. Jeder dieser Männer und Frauen hat genau so viel Verantwortungsgefühl, wie alle anderen Menschen auch (in Ausnahmefällen, zugegeben, natürlich auch genau so wenig).
Ich bin überzeugt, dass wir zumindest prinzipiell die Möglichkeit haben, die physikalischen Zusammenhänge des Kosmos zu verstehen und zu erklären, schließlich sind wir „Kinder des Weltalls“, um einen nicht ganz Unbekannten zu zitieren.
Was aber das Mysterium angeht, die Frage, Warum etwas ist und nicht nichts – das wird und nicht genommen werden, die Frage wird uns begleiten und uns Glauben schenken.
Henry