Abgeschickt von Peter Niemann am 18 September, 2012 um 21:45:21
`Hallo Herr Keil,
wenn Sie in den gigantisch komplexen und in sich sinnvollen Vorgängen in der Natur das Werk einer alles überragenden geistigen Entität vermuten - folgen Sie dann nicht selbst einer Grundanschauung, die Sie mir zum Vorwurf machen? Sie versuchen, sich dem Religiösen mit dem Verstand zu nähern. Ich habe aber in meinen Beiträgen hier im Forum von Anfang an betont, daß menschliche Logik kein zwingendes Kriterium für die Richtigkeit einer Hypothese ist ("Ergänzung zur Außenseitermeinung"), durchaus im Einklang mit HvD. In meinem vorigen Beitrag sagte ich sogar sinngemäß, daß, selbst wenn die Frage nach der Herkunft einer geistigen Entität unbeantwortet bleiben muß, die Hypothese trotzdem richtig sein kann. Die Quantentheorie läßt mit ihrer Akausalitätskomponente die Existenz einer göttlichen Masterprozeß-Steuerung wohl zu. Letztes Kriterium muß immer die Praxis bleiben, doch die kann nur statistische Belege liefern, die auch in die Irre führen können ("HvD's Thesen"). "Die Evolution verfolgte nicht das Ziel, uns eine objektive Erkenntnis der Welt zu ermöglichen, sondern unsere Überlebenschancen zu verbessern. Die Verwendung unseres Gehirns zu Erkenntniszwecken kann man, überspitzt gesagt, als Zweckentfremdung bezeichnen" (Apfelbuch S.310). Das ist ein agnostischer Standpunkt, kein atheistischer. Das ist ein großer Unterschied. Ich halte den Atheismus für eine religionsähnliche Anschauung, da auch er anmaßend dogmatische Behauptungen aufstellt, die menschliche Erfahrungsmöglichkeiten und menschliches Erkenntnisvermögen überschreiten.
Das "Bethaus" empfinde ich vielleicht nur wegen des dort ursprünglich geplanten Kirchenneubaus als Stein des Anstoßes. Ungerechterweise, denn wenn sich wirkungsmächtige Religionen auf eine gemeinsame Grundaussage einigen könnten, wäre das immerhin ein geistesgeschichtlicher Fortschritt, der weltweit Konflikte entschärfen könnte. Im Bethaus sollen übrigens auch Atheisten willkommen sein.
Mit freundlichem Gruß
Peter Niemann.