Abgeschickt von Heinz Boente am 21 Mai, 2007 um 09:40:32
Antwort auf: Re: Ursachen des menschlichen Fehlverhaltens von Walter Keil am 20 Mai, 2007 um 13:46:25:
Hallo Herr Keil,
Sie haben sicher ebenfalls recht mit Ihrem Beitrag. So wie ich allerdings Herrn Pfeifer verstanden habe (und so möchte ich auch meine Antwort verstanden wissen), ging es ihm nicht darum, den vollständigen Untergang der Gattung Homo sapiens vorauszusagen.
Wir hatten - soweit ich mich erinnere - früher schon mal hier im Forum diskutiert, daß es dem Menschen trotz aller gegenteiliger Mühe sicherlich nicht gelingen wird, die Natur und seine Umwelt vollständig zu zerstören, da hat es in der Erdgeschichte schon ganz andere Katastrophen gegeben aus denen jedesmal neue, an die veränderten Bedingungen angepaßte Arten entstanden sind.
Alle Anstrengungen, deren Beginn ja glücklicherweise mittlerweile allüberall sichtbar wird, eine (über)lebenswerte Umwelt zu erhalten, sollten und müssen im Grunde ja nicht als Umweltschutz, sondern als Selbstschutz zu sehen. Selbst wenn der Mensch vollkommen von der Bildfläche verschwindet, wird sich die Natur in ein paar Jahrhunderten wieder erholt haben. Die Evolution wird dann im Laufe der folgenden Jahrhunderttausende neue Arten entstehen lassen, worunter sich früher oder später auch sicher wieder eine "vernunft"begabte befinden wird.
Ich stimme Ihnen zu, die Gattung Homo sapiens wird sicher nicht vollständig aussterben.
Sicherlich wird sich das, was wir Zivilisation nennen, in seiner heutigen Form drastisch verändern (das was Sie als "reduziertes Niveau" bezeichnet haben), aber zur Gänze verschwinden wird der Mensch bestimmt nicht, das glaube ich genau wie Sie auch nicht.
Wir sollten jedoch zwei Dinge unterscheiden: die Ebene, auf der wir uns heute alle befinden, mit unserer Kultur, mit unseren wissenschaftlichen Erkenntnissen, mit der Kommunikation, mit unserem Lebensstandard etc. und die zweite, höhere Ebene der Evolution, die eh niemand aufhalten kann. Die Frage ist also: wird es uns gelingen, in absehbarer Zeit diese erste Ebene zu erhalten? So wie wir sie kennen, wie wir in ihr groß geworden sind? Und wie wir sie gerne an unsere Kinder und Kindeskinder weitergeben würden? Oder riskieren wir den "Faunenschnitt", das Aussterben des größten Teils unserer Gattung mit der Hoffnung, daß die Evolution aus dem Homo sapiens endlich einen "Homo sapientissimus" hervorbringt, dem diese Fehler nicht passieren, die uns in unsere heutige Situation geführt haben.
Alles eine Frage der Zeit (die uns leider davonläuft). Unsere Generation wird in unserer Zivilisationsumgebenung bestimmt noch nicht allzu sehr unter den Veränderungen leiden müssen. Klar, bestimmt werden wir noch erleben, daß der Individualverkehr zurückgeht, bestimmt werden wir nicht mehr ganz so verschwenderisch mit der Energie umgehen können, vielleicht werden wir einige Lebensmittel nicht mehr kaufen können, sicher werden wir vermehrt Meldungen über Seuchen und Naturkatastrophen zur Kenntnis nehmen müssen und, und, und. Das alles wird jedoch unseren persönlichen Komfort nicht wesentlich beeinträchtigen, aber wie unsere Erde einmal für unsere Enkel aussehen wird, möchte ich mir lieber nicht ausmalen.
Die derzeitige "Conditio humana" läßt eigentlich keinen anderen Schluß zu. Warum sonst gibt es in allen mythologischen Schriften die beiden (Irrsinns)gebote "Wachset und mehret euch" und "Macht euch die Erde untertan"? Die Hoffnung, die Sie in Ihrem Beitrag geäußert haben, bedingt in gewisser Weise eine ganz andere "Conditio" der menschlichen Gehirnstruktur.
HB