Abgeschickt von Harold Heim am 19 August, 2007 um 10:34:34
Antwort auf: Re: Wiederentdecken des Apfelbäumchens von Walter Keil am 16 August, 2007 um 17:22:15:
Guten Morgen, Herr Keil,
ja, es stimmt, hin und wieder hat man tatsächlich den Eindruck, dass sich vielleicht doch noch irgendetwas tun könnte. Nur befürchte ich, dass es nicht nur, wie Sie richtig sagen, ein schwerfälliges Schiff ist, das wir umlenken müssen, sondern ein fast manövrierunfähiges. Die öffentliche Meinung hängt ihr Fähnchen nach dem Wind, was gerade "in" ist oder "hip" oder wie immer das heute neudeutsch auch heißen mag, ist interessant. Anderes haben wir dann schon erledigt.
Helmut Kohl hat es uns vorgemacht, wie man diese Probleme entschlossen anpackt und dann auch beseitigt: Man sitzt sie aus.
Das Waldsterben, netterweise "neuartige Waldschäden" genannt, hat er u.a. dadurch in den Griff bekommen, dass er den Vorschlag gemacht hat, Kosmetik mit der Motorsäge zu betreiben. Wenn man von 50% kranker Bäume 100% absägt, sind die restlichen 50% wieder 100% gesund. Toll, he???
Leider ist dieser Umweltkünstler nicht mehr dazu gekommen auf die gleiche Art und Weise auch die Versalzung der Böden, die Verseuchung des Grundwassers und ähnliche, leicht zu "erledigende" Problemchen zu meistern. Doch machen wir uns nichts vor. Er hat würdige Nachfolger gefunden.
Ich schrieb es schon, ich bin es satt. Herr Boente sagte es ja, global denken und im eigenen Bereich handeln ist wohl die einzig bleibende Alternative. Es wird uns nicht mehr retten, aber wenigstens hat man sich weniger vorzuwerfen.
So werde ich mich wieder vermehrt dem Tierschutz widmen, was natürlich auch das Elend der Tiere nicht aus der Welt schafft, aber vielleicht dem einen oder anderen Tier zu einem etwas weniger großen Leiden verhelfen möge. Wenn ich mir das ansehe, was so landläufig unter Tierschutz verstanden wird, stehen mir zwar auch schon wieder die Haare zu Berge, und es zeigt mir, dass der Mensch offensichtlich wirklich nicht vernetzt denken kann, doch ich fühle mich nicht ganz so hilflos und überfordert in meinem Bemühen, etwas zum Besseren zu wenden.
In diesem Zusammenhang, ohne Ihnen, Herr Keil, in irgendeiner Weise zu nahe treten zu wollen, fiel mir Ihre Bemerkung auf "...ich bin kein Vegetarier".
Warum eigentlich glauben wir immer wieder betonen zu müssen, dass wir der einen oder anderen anders denkenden Minderheit nicht angehören? Wer "zugibt" Vegetarier, oder noch schlimmer Veganer, zu sein, wird, unsere neandertalische Veranlagung lässt mal wieder grüßen, in die Spinner- oder Unrechtsecke gedrängt, aus der heraus natürlich eine vernünftige Argumentation nicht mehr möglich ist, weil sie per se als unglaubwürdig abgestempelt wird.
Gerade so mancher Vegetarier tut ganz einfach durch seine Lebensweise mehr für den Umwelt- und Tierschutz als all die, die sich darüber aufregen, dass in China Hunde gegessen werden.
Wobei auch hier unsere Neandertalerbe wieder durchschlägt: Es gibt eine Internetseite, auf der erzählt wird, Vegetarier seien Mörder. Unterhalten wird diese Seite von fundamentalistischen Veganern, die ihren Absolutheitsanspruch mit rüden Anschuldigungen und Vorwürfen durchzusetzen versuchen. "Und willst du nicht mein Bruder sein..."
Dieses unser Verhalten wird uns erledigen. Und Ihr Wunsch, dass endlich Schluss sein soll mit dem Krieg auf diesem Raumschiff Erde, ist m.E., so unterstützungswürdig er ist, leider ein frommer Wunsch.
Ich drehe mich im Kreis, ich sehe es selber. Allerdings ist es nur logisch, dass das so ist. Wer mit offenen Augen durch die Gegend läuft, wird halt immer wieder auf diese Verhaltensweisen stoßen, die nicht mehr zeitgemäß sind, von denen wir uns aber offensichtlich nicht lösen können.
Wie soll Jesus am Kreuz gesagt haben? "Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun."
Ich danke Ihnen, Herr Boente und Herr Keil, dafür, dass Sie mir geantwortet haben. Ich danke Ihnen auch dafür, dass Sie mir das Gefühl geben, nicht mutterseelenallein mit meinen Gedanken zu sein.
Morgen werde ich ein Apfelbäumchen pflanzen gehen.
Herzliche Grüße
Harold Heim