Abgeschickt von Helmut Pfeifer am 07 November, 2007 um 15:20:26
Antwort auf: Re: Autobiografisches zum „Apfelbäumchen“ von Heinz Boente am 03 November, 2007 um 14:00:47:
Hallo Herr Boente, Hr.Güvenis & Diskussionsteilnehmer,
Auch ich möchte ein letztes Mal zu diesem Thema Stellung nehmen.Zunächst eines: Ich kann den Ausdruck "Visionäre Kraft" schon nicht mehr hören! Hier geht es wirklich um viel konkretere Dinge. ( übrigens, der terminus "advocati ditfurthiensis" zeugt von sprachlicher Kreativität)
Auch ich finde es müßig, darüber zu diskutieren, ob die Conditio humana widersprüchlich bzw. unvollständig ist. Allerdings glaube ich, dass ein Untertitel, wie "aus erkenntnistheoretischer Sicht" oder etwas Ähnliches, dieses Kapitel etwas klarer definiert hätte. Dann bräuchten wir nicht herum argumentieren, welche diesbezüglichen Aspekte von HvD eventuell nicht berücksichtigt worden sind bzw. in "Widerspruch" stünden zu Dingen, welche hier gar nicht relevant sind. Ich verstehe seine Aussagen so, wie sie geschrieben stehen und setze sie nicht in Beziehung zu irgenwelchen anderen anthropologischen Erscheinungsformen. Das macht kaum einen Sinn und führt nur in eine "Sackgasse", sprich einem "Kreisverkehrsyndrom".
Daher nochmals einiges Grundsätzliches zur Conditio aus meiner Sicht:
Die Conditio humana läuft auf die folgenden zentralen Fragen hinaus:
Können wir überhaupt einer besseren Einsicht folgen und auch anders handeln, als wir es zu unserem eigenen Schaden tun?
In wie weit besitzen wir die "Freiheit" der Wahl unseres Handelns und überschätzen wir das subjektiv empfundene Freiheitsgefühl nicht gewaltig, das unseren Entscheidungen objektiv zur Verfügung zu stehen scheint?
Wie weit sind wir Menschen genetisch determiniert?
Wie wirken sich die "Scheuklappen" unserer Welterkenntnis auf unser Verhalten gegenüber der Natur aus?
Alles andere in der Conditio sind Erläuterungen und Begründungen diese Fragen betreffend.
HvD kommt zu einem eher negativen Resultat: Alles was uns Menschen bleibt, ist ein Apfelbäumchen zu pflanzen.
Das erinnert mich an die in der Bibel beschriebene " Austreibung aus dem Paradies", falls die große Umweltkatastrophe einmal eintreten sollte.
Dies ist die theoretische Seite,die uns die Ursachen des menschlichen Verhaltens erklärt, aber uns nicht wirklich hilft, die anstehenden Probleme nur annähernd in den Griff zu bekommmen.
Im Großen und Ganzen ist der Mehrheit vernünftig denkender Menschen klar geworden, dass "etwas zu geschehen habe" was den Umweltschutz betrifft. Nichts zu tun und nicht versuchen ab SOFORT gegen zu steuern, darüber herrscht weitgehenster Konsens.
Wir wissen, dass die Schadstoffbelastung, vorallem in den Industrieländern deutlich reduziert werden müsste. Nur die Umsetzung, also das "wie schaffen wir das?", ist wahnsinnig schwierig, schon deshalb, weil es ein globales Problem darstellt. Bei den bisherigen int. Klimakonferenzen waren die Ergebnisse äußerst dürftig, was bedeutet, dass sich bisher nicht viel "bewegt" hat.In Österreich hat sich der Ausstoß verkehrsbedingter Schadstoffe laut einer kürzlich veröffentlichten Statistik letztes Jahr nicht verringert, sondern sogar erhöht! Und das bei diesen Spritpreisen, die noch viel höher wären, wenn der Euro nicht so stark gegenüber dem Dollar sein würde! Es betrifft zwar ein kleines Land, aber es ist zumindest symptomatisch für die gegenwärtige Situation.
Ganz anders und viel bedeutsamer ist es, wie Amerika bisher mit dem Umweltgedanken umgegangen ist. Aber es gibt "Lichtblicke" in der Person von Al Gore und Arnold Schwarzenegger, die vielleicht Amerika für vermehrten Umweltschutz "sensibilisieren" könnten.
Auch China und Russland müssen umdenken und es gibt auch hier positive Anzeichen dafür.
Das bedeutet, die längst fällige Meinungsbildung " es müsse etwas geschehen", ist in ersten Ansätzen vorhanden. Das stimmt ein wenig optimistisch, aber wir sind erst ganz am "Anfang des Weges"! Die vermehrte Erzeugung und Nutzung alternativer Energie macht Fortschritte, vorallem im ländlichen Gebiet, wo zum Teil schon Vorbildliches geleistet wird. Es ist zwar der " Tropfen auf den heissen Stein", aber es zeigt, dass es prinzipiell anders geht.
Bei der Umsetzung in einem größeren Rahmen, gibt es aber natürlich wieder Probleme, an die man zunächst nicht dachte. So ist die Erzeugung von Biosprit in großen Mengen abhängig von riesigen Anbauflächen entsprechender Pflanzen in Drittländern und man fürchtet, dass dafür noch mehr tropische Wälder gerodet werden könnten, was die Umweltsituation weiter verschlechtern würde.( wieder ein Beispiel, wie vernetzt die Dinge sind)
Wird die Conditio leider recht behalten, oder wird sich die Menschheit doch eines Besseren besinnen? Das ist die große Frage!
Meine Meinung ist und bleibt, dass die Folgen des Klimawandels noch drastischer zu Tage treten müssen, bevor die "Mächtigen" aus Politik und Wirtschaft entscheidende Maßnahmen in Form von Gestzen und sonstigen Direktiven setzen werden. Auch wird es erst dann für die Politiker leichter sein, unpopuläre Maßnahmen besser "verkaufen" zu können, ohne massive Stimmenverluste befürchten zu müssen. Das ist ein gewichtiges Argument bei der derzeitigen politischen Situation von Demokratien.
Ob es dann nicht zu spät sein wird, das ist die allerletzte große Frage.
Wir können sie hier und jetzt noch nicht beantworten.
MfG
H.Pfeifer