Abgeschickt von Harold Heim am 09 Dezember, 2007 um 18:12:00:
Antwort auf: religiös ja - fundamentalistisch nein von Egon de Neidels am 06 Dezember, 2007 um 18:01:55:
Sehr geehrter Herr de Neidels,
ich hatte es schon bei einem Ihrer vorherigen Beiträge geahnt: Hier antwortet ein Mensch, der in der Lage ist, sich eigene Gedanken zu machen, sie zu formulieren und der nicht dem wohl nicht nur von mir beobachteten Rückfall in Denkstrukturen des Mittelalters nur darum nicht widerspricht, weil man ihm vorwerfen könnte, er nähere sich beim Nachdenken über Aussagen des "Buches der Bücher" gefährlich der Blasphemie, deretwegen man ihm dann den Prozess machen könnte.
Mit anderen Worten, Sie, Herr de Neidels, haben mit Ihrem Beitrag deutlich gemacht, dass, wenn sich herumsprechen würde, dass eben die Bibel nicht als die "Wahrheit" anzusehen ist und ihre Aussagen buchstabengetreu ins tägliche Leben umzusetzen darum nicht gefordert werden kann, die ganze "Aufregung" - u.a. meinerseits - unnötig wäre.
Ich stimme Ihnen da voll und ganz zu!
Leider aber habe ich auch meinen vorletzten Satz im Konjunktiv schreiben müssen. Die Realität sieht anders aus. Ich meine, das deutlich dargelegt zu haben. Es ist, auch hier muss ich das Wort "leider" leider wieder einfügen, zwar richtig, und insofern war Ihre Frage in keiner Weise "frech", dass es wohl kaum noch einen Präsidenten gibt, der allein entscheidet, mal von Diktaturen abgesehen, und auch da wird's so einfach nicht mehr klappen, aber in der Zielrichtung macht es keinen Unterschied, ob er nun "allein" meint, je frömmer wir seien, desto besser wäre es, oder ob er eine Schar Strategen um sich versammelt hat, die diese abstrusen Gedanken in die Tat umsetzen und auch über die nötige Demagogie verfügen, um das "Volk" zu verführen.
Gewiss haben Sie auch darin Recht, dass Reese es ein wenig vereinfacht ausgedrückt haben mag. Natürlich bedarf es gewisser Voraussetzungen, "die" Bombe zu bauen und zu zünden. Es ist aber heute nicht mehr so unwahrscheinlich, dass der entsprechend gläubige Präsident seinem entsprechend gläubigen Adjutanten den notwendigen Befehl gibt. Schließlich verhilft er damit einer großen Menge Menschen, in die verdiente Ewigkeit zu gelangen. Den Gläubigen als Martyrer in den Himmel, den Ungläubigen in die Hölle.
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass reale oder vermeintliche Ungerechtigkeiten, die Menschen zu erdulden haben, u.a. Voraussetzungen sind, ein besseres, zweites Leben als erstrebenswert anzusehen. Interessanterweise aber setzt ein U.bin Laden sein Wissen und sein Geld, das er unbestreitbar hat, nicht dazu ein, auf friedliche Art und Weise das Leben seiner Mitmenschen zu ändern, sondern nimmt billigend in Kauf, dass durch irgendwelche Attentate der "Kollateralschaden" unter den Rechtgläubigen erheblich ist. Der Denkprozess, dass mit Festhalten an mittelalterlichen Denkweisen ein materielles Wohlbefinden nicht wird zu erreichen sein, hat noch nicht einmal ansatzweise eingesetzt.
Und so betone ich noch einmal, dass ich Ihre Gedanken, Herr de Neidels, bis vielleicht auf das Bejahen eines Gottes, "unterschreiben" könnte.
Nur die Existenz der von den Blindgläubigen ausgehenden Gefahr, und nur auf sie hatte ich ja in meinem Beitrag als von HvD nicht erwähntem Aspekt hinweisen wollen, haben Sie nicht widerlegen können.
Es darf keine Toleranz der Intoleranz gegenüber geben, das haben Sie sehr richtig ausgedrückt. Es wird uns kaum anderes übrig bleiben, als in dieser Richtung zu denken und zu handeln. Auch wenn es, wie Sie schreiben, turbulent werden wird.
Freundliche Grüße
H.Heim