Abgeschickt von Walter Keil am 28 Maerz, 2008 um 23:05:31
Antwort auf: Das Universum- ein unteilbares Ganzes? von Helmut Pfeifer am 12 Maerz, 2008 um 14:13:45:
Lieber Herr Pfeifer,
es gab mal eine Zeit, so vor 3,4 Jahren, da habe ich noch richtig Zeit gehabt, um im Internet zu diskutieren. Nun muss ich mir die Zeit irgendwie stehlen. So kommt es, dass ich relativ spät auf Beiträge im HvD Forum antworte.
Mit Interesse und Freude lese ich Ihre fundierten Beiträge zum Thema Quantenphysik. Ich habe mich vor ein paar Jahren zu diesem Thema eingelesen. Ein wichtiges Buch war für mich von John Gribbin "Auf der Suche nach Schrödingers Katze". Hier wird die Quantenphysik und ihre historische Entwicklung dargestellt. Das Buch ist zwar nicht wirklich umfassend, aber schon ziemlich gründlich.
Leider habe ich noch kein Buch von David Bohm gelesen. Er ist mir aber in groben Zügen aus dem Internet bekannt. Seltsamerweise ist sein Buch "Die implizite Ordnung" nicht mehr druckfrisch im Handel erhältlich und im Antiquariat höchstens noch für 99€ zu haben.
Ich bin noch unentschlossen, ob ich so viel Geld ausgeben soll.
Mit Bohm habe ich auf den ersten Blick hin schon ein Problem. Ist Ordnung etwas Starres oder Dynamisches ? Entfaltet sich das Universum nicht
in verschiedenen Organisationsebenen, die verschiedene Funktionen, Eigenschaften und Formen haben und die wie ein Uhrwerk ineinander greifen ? Die Welt und die Menschen sind unvollkommen, meiner Ansicht nach aber unter Schmerzen unterwegs zu einem höheren Niveau.
Gott wäre so evtl auch ein lernender Gott.
Das Universum ist natürlich ein schwingendes System, aufgebaut aus schwingenden Systemen. Wir sprachen schon davon. Ein esoterisch angehauchter Astronom, ich habe ihn mir nicht gemerkt, schrieb einmal, dass die Planetenbahnen und ihre Abstände ein schwingendes System ähnlich einer Tonleiter darstellen. Und setzte drei Ausrufezeichen dahinter.
Was für mich aber absolut unspektakulär ist. Alle Schwingungen, sei es Schall oder Licht usw. folgen den gleichen Gesetzen. Leider können wir nur schwingende Luft hören. Würden wir alle Schwingungen hören können, würden wir einer chaotischen kosmischen Sinfonie lauschen oder von ihr zugedröhnt werden.
Ein sehr wesentliches Buch war für mich auch
"Was ist Leben ?" von Erwin Schrödinger.
Hier geht er auf zahlreiche physikalische Grundlagen des Lebens ein. So stellt er die Frage: "Warum sind Lebewesen so groß ?" (im Verhältnis zu den atomaren Bausteinen) und erklärt dann sehr gut, dass die Stabilität von Molekülverbindungen mit ihrer Größe und Zahl wächst und ihre Schwingungen sich so reduzieren.
Auch beschreibt er in diesem Buch, wie Naturgesetze von der Anzahl gleichartiger Atome und Moleküle abhängig sind. Bei der Betrachtung
kleiner Teilchenmengen lässt sich kein Naturgesetz erkennen. Es herrscht der Zufall oder aber anders ausgedrückt energetisches Chaos.
Nur: aus dem Chaos, aus der energetischen Ewigkeit heraus, entsteht die Ordnung im Bereich großer Materiemengen. Schrödinger hat das mit seiner Wurzel-aus-n-Gleichung beschrieben.
So erfüllen bei 9 radioaktiven Atomen 3 die Regel der Halbwertzeit nicht = 30%.
Im Falle von 900 Atomen verfehlen nur 30 Atome die Halbwertzeit = 3,33% - wenn ich richtig gerechnet habe.
Für mich ist der Zufall, angesichts dieser Aussagen, nicht das was er im normalen Sprachgebrauch darstellt: in sinnleeres Ereignis.
Nur: er ist trozdem nicht zu durchschauen.
Wie Sie richtig schreiben, ist das Universum offensichtlich ein unteilbares Ganzes, das aus Materie und Energie besteht.
Albert Einstein hatte um 1900 die Idee, dass letztlich alles aus Energie besteht. Alles auf eine grundlegende "Substanz, die Energie" zurückzuführen ist.
In dieser Zeit gelangte auch der Energieerhaltungssatz zu seiner allgemeinen Bestätigung. Und Boltzmann stellte den Entropie-Satz auf, der aller Materie den Zerfall und ihren Weg in die energetische Unordnung nachwies.
Was auf den 1. Blick eine ziemlich depressive Feststellung ist. Nur, was zerfällt muss ja wohl erst einmal aufgebaut worden sein. Da hat die Physik keine Formel zur Hand.
Die Relativitätsformel besagt eigentlich, wenn sie allgemein gültig ist, das alles eins ist.
So ist Beziehung von Masse, Raum und Zeit als auch zur Energie gegeben. (E = m . c²)
Beispiel: Beschleunigt ein Raumschiff bis zu 270 000km/sek, so ist es plötzlich doppelt so schwer und halb so groß und die Zeit an Bord vergeht um die Hälfte langsamer.
Ich persönlich habe aus der Quantenphysik und der Relativität ein wesentliches Standbein für eine überkonfessionelle Religiosität gefunden.
Ich glaube, wer sich nicht grundsätzlich den damit verknüpften Extremvorstellungen über die Wirklichkeit verweigert, kommt nicht umhin die Welt irgendwie als "göttlich" zu betrachten.
Mit freundliche Grüßen
Walter Keil
PS.: Ich möchte gerade junge Menschen, die kaum
globale Kenntnisse über die Wirklichkeit haben, empfehlen Bücher von Hoimar von Ditfurth zu lesen. Auch wenn sie heute sicher hie und da ergänzungsbedürftig sind, sie leiten an die Welt
anders zu sehen, nämlich aufgeklärter zu sehen.
Nicht nur in naturwissenschaftlicher Hinsicht, sondern auch in pihliosophischer.
Mein Tipp: "Wir sind nicht nur von dieser Welt"
"Innenansichten eines Artgenossen"
"Im Anfang war der Wasserstoff"
"Der Geist fiel nicht vom Himmel"
Leider nur noch im Antiquariat erhältlich.