Re: Phänomen Elektromagnetismus-Gehirnströme


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Abgeschickt von Egon de Neidels am 22 Juli, 2008 um 02:31:57:

Antwort auf: Re: Phänomen Elektromagnetismus-Gehirnströme von Walter Keil am 17 Juli, 2008 um 11:44:20:

Hallo Herr Keil,

zur Apoplexie (i.d.R. Unterversorgung von Neuronen mit Nährstoffen oder Blutung im Gehirn – kein „Kurzschluss“, ein solcher würde eher für Epilepsie sprechen), die Sie erlitten haben, bräuchte man nähere Angaben, um das klären zu können. In unseren Gehirnen gibt es die durch die Evolution bedingte „Wiederholung“ mancher Regelungssysteme, d.h. es gibt basale Strukturen im Hirnstamm, diesen entsprechende, verfeinernde, erweiterte Strukturen im sog. Mittelhirndach (Tectum) und schließlich u.a. den sensomotorischen Bereich im Großhirn (das ist der Ort des sog. Penfieldschen Homunkulus, dieses Zerbild des Körpers mit seinen neuronalen Repräsentationen).Wenn man sich die Anordnung der Gehirne wie ein Rohr vorstellt, zieht es sich vom Hirnstamm über Mittelhirn und Zwischenhirn zum Groß- oder Endhirn hin. Dabei gilt als Faustregel: Unten befindet sich immer die Motorik und oben die Sensorik. Man kann vereinfacht mit Blick auf die Ontogenese auch sagen, dass ein Gehirnsystem nichts anderes ist, als die Wände eines Neuralrohres. Insbesondere im Mittelhirn existieren bereits „überlappende Karten – Mustergeneratoren - über die Umwelt“, so dass man hier auch von einem „Proto-Selbst“ reden kann. Bei einem Ausfall (Paralyse) einer Körperseite – so vermute ich – dürfte es sich um eine Schädigung im sensomotorischen Bereich handeln mit den daraus folgenden Defiziten in der Signalübertragung der pyramidalen Bahnen (wegen der großen Redundanz - besonders im Großhirn – lassen sich Defizite hier wieder neu erlenen). Bei basaleren, subcortikalen Schädigungen wäre es wohl schlimmer gekommen. Apolexie im Hirnstamm würde vmtl. sogar den sofortigen Tod bedeuten.

Das es im Gehirn elektromagnetische Felder gibt, ist ja schlicht und einfach aus der simplen physikalischen Tatsache erklärbar, die besagt, dass die Bewegung elektrisch geladener Teilchen immer solche Felder erzeugt. Die Membran (nicht nur) der Nervenzellen wirkt wie ein Kondensator, dessen Ladung - durch Ionenkonzentrationsgefälle hervorgerufen - allerdings schnell wechseln können. Das nennt man Depolarisation und diese wird durch unterschiedliche Neurotransmitter bzw. -modulatoren über Rezeptoren gesteuert, welche dann v.a. Natriumkanäle öffnen oder schließen. Daraus entsteht ein Muster an elektrischen Signalen, die entlang von Fasern (Axone) zu Synapsen verlaufen und dort die Ausschüttung weitere Transmitter veranlassen, die dann ihrerseits den Vorgang entsprechend fortführen. Das eigentlich Interessante an diesem Vorgang ist v.a. die Tatsache, dass dabei die Architektur der Neuronenpopulation verändert wird. Über komplexe Kaskaden wird nämlich unter Genexprimierung dafür gesorgt, dass Material erzeugt und bereitgestellt wird, welches zu Synapsen transportiert, diese verstärken können. Daraus ergeben sich dann bestimmte Netzwerke, die viele Informationen der Umwelt codieren. Damit haben wir aber nur die Grundfrage des Informationsspeicherungsproblems gelöst. Viel Unklarheit gibt es m.E. v.a. noch über das „Lesen“ bzw. das richtige Zusammensetzen all dieser und dazu noch an verschiedenen Orten gespeicherten Informationen zu einem für eine gut angepasste Kommunikation mit der Umwelt tauglichen Gesamtbild. Hierzu hatte F. Varela Experimente durch Ableiten von Hirnströme durchgeführt, die eine erstaunliche Synchronität bei bekannten Bildern ergeben. Man nahm dazu aus mir unerklärlichen Gründen meistens ein stilisiertes Bild von M. Thatcher. Dreht man das Bild um 180 Grad, so verschwand die Synchronität. Das elektromagnetische Feldkonglomerat könnte daher bei dem Zusammensetzen der Teile zu einem Ganzen – das sog. Binding – eine Rolle spielen. Gleichwohl ist das Geschehen im Gehirn überwiegend mehr durch Chemie als durch Physik bestimmte (natürlich fällt das auch zusammen, da Chemie die Physik der Valenzelektronen ist). So sind wir z.B. den neuromodulatorischen Systemen ausgeliefert. Bei zu starker Herunterregelung z.B. des dopaminergen Systems treten parkinsonartige Effekte auf und bei einer zu starken Heraufregelung kann es zu psychotischem Verhalten kommen. Diesen Umstand macht man sich medikamentös zu Nutze, indem man Psychosen oft erfolgreich mit sog. Neuroleptika behandelt – zuweilen mit dem Nebeneffekt von Parkinsonismus, der aber m.W. mit den neuen sog. Atypika vermieden wird (dafür aber dann das Apolexierisiko wieder anhebend).
Entsprechend lassen ich Depressionen durch Regelung des serotoninergen Systems behandeln oder Demenzen eine Weile mit der Regelung des cholinergen Systems (Wiederaufnahme- und Abbauhemmungen der Neuromodulatoren in den synaptischen Spalten). Das war – in meinen einfachen Worten – ein kleiner Hauch von Einblick in das Geschehen in unserem Gehirn.

Zur Beantwortung Ihrer eher philosophischen Frage, wo denn die Persönlichkeit aufhöre, wenn doch das elektromagnetische Feld über das Gehirn hinausreicht, müsste man zunächst klären, was wir als Persönlichkeit zu verstehen haben. Da wäre z.B. die Autorenschaft unserer Gedanken, Entschlüsse und Entwürfe oder die „Meinigkeit“ des Körpers, usw. Das gar eine Art Seele weit in den Raum hinausreichen könnte, kommt mir nicht spanisch sondern indisch vor. In den vedischen Schriften geht man von einer zu erkennenden Einigkeit des Atman mit dem Brahman aus, was dann der Erleuchtung (Samadhi) entspricht. Aber damit hatten die alten Weisen aus dem Industal sicher etwas anderes gemeint als physikalische Phänomene. So nimmt z.B. die Intensität der elmag. Strahlung rapide mit der Entfernung von der Quelle ab und unterliegt zudem noch der Interferenz.

Anders hingegen könnte es bei der sog. ultraschwachen Zellstrahlung (Biophotonenhypothese) sein. Diese – v.a. von Fritz Albert Popp untersuchten Phänomene – gehen von kohärentem Licht aus, das wesentlich an intra- und vmtl. auch extrazellulären Prozessen beteiligt ist. Könnte man nachweisen, dass kohärente elmag. Strahlungen unsere Schädel verlassen, würden diese – dem Laser vergleichbar – tatsächlich unsere „mentale Reichweite“ auf große Zeiträume ausdehnen. Derzeit muss derlei aber als reine Spekulation betrachtet werden. Aber man sollte sich auch vor einem „elektromagnetischen Chauvinismus“ hüten. Es gibt vmtl. noch viele Feld- oder Strahlungsphänomene, die wir noch gar nicht entdeckt haben – vielleicht aus unserer natürlichen Begrenztheit gar nie werden entdecken können. Dunkelmaterie oder -energie wäre z.B. ein interessanter Kandidat.

Soweit für diesmal.

Mit freundlichen Grüßen
Egon de Neidels




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