Abgeschickt von Helmut Pfeifer am 20 November, 2008 um 13:25:51
Antwort auf: Re: Ist Simulation des Urknalls möglich? von Henry Grimmer am 14 November, 2008 um 15:35:33:
Hallo Herr Grimmer,
S.g.Forumsteilnehmer,
Auch ich finde, dass unsere Diskussion in erfreulicher Weise korrekt geführt wird. Ich bin ein absoluter Gegner jeglicher Rechthaberei. Die Gesprächspartner beschreiben die Dinge aus ihrer Sicht und aufgrund ihrer zur Verfügung stehenden Informationen. Was hat hat man schon davon, unbedingt "Recht" zu haben?
Es gibt natürlich immer wieder Mißverständnisse, welche aber leicht zu klären sind.
Die angesprochenen Ausnahmen, bei denen die Aufhebung bzw. die Abschwächung der Gravitation erfolgt, ist so ein Fall. Der schwerelose Zustand der Astronauten in ihrer Raumkapsel hat natürlich nichts mit dem freien Fall zu tun. Ich habe ja beim Zitieren beider Erscheinungen ein "und" gesetzt und damit zum Ausdruck gebracht, dass es sich dabei um zwei verschiedene Dinge handelt!
Die Aufhebung der Gravitation im freien Fall könnte man am besten in einer Aufzugkabine feststellen, deren Seile unglücklicherweise gerissen sind und somit im freien Fall in die Tiefe saust. ( Ich wünsche niemanden,so etwas zu erleben) Aber angenommen,es passiert so etwas in einem Hochhaus. Was wäre zu beobachten? Der Aufzug fällt dann mit derselben Geschwindigkeit wie alle anderen Objekte auch- insbesondere wie sämtliche Gegenstände, die jemand losläßt. Daher sind diese Gegenstände schwerelos im Raum schwebend zu beobachten- sie ruhen relativ zur Kabine. Auch der "Beobachter" in der Kabine würde sich schwerelos fühlen, so als würde er bei "abgeschaltener" Gravitation im feldfreien Raum ruhen.
Beim Flug der Astronauten ist die Verminderung der Gravitationskraft (nicht deren Ausschaltung) auf die von Ihnen richtig beschriebenen Ursachen zurückzuführen. Nur, Ihrer Feststellung, " dass die Gravitation eine unendliche Reichweite hat" kann ich nicht uneingeschränkt beipflichten. Sie nimmt nämlich
nach der Erkenntnis von Newton mit dem Quadrat der Entfernung sogar rasch ab. (übrigens auch die Stärke des Lichts und alle anderen Energieformen) Ja, natürlich, winzigste Restformen der Gravitation wirken tatsächlich innerhalb des ganzen Universums. Aber die Abnahme der Gravitation ist mit den heutigen präzisen Messgeräten schon innerhalb weniger Meter feststellbar.( z.B. ist dieser Unterschied zwischer der Basis und der Spitze eines
Aussichtsturmes feststellbar)
Auch Ihrem Satz: " Gewicht ist dem Objekt nicht eigen, es ist eher das Maß für die Stärke der Gravitation/Beschleunigung" muss ich widersprechen. Begründung: Das Maß für seine(!) Stärke der Gravitation wird doch von seiner eigenen Masse ( des Objekts) bestimmt/festgelegt und ist daher doch dem jeweiligen Objekt "eigen".
Ich gehe also mit Newton konform, dass Masse Gravitation erzeugt/ bestimmt, welche mit zunehmender Entfernung rasch abnimmt.
Ihren Ansichten hinsichtlich "innerer Transzendenz" stimme ich im wesentlichen zu und es stimmt auch überein mit dem, was HvD in seinem Buch " Wir sind nicht nur von dieser Welt" beschreibt.
Auch Ihre Beschreibung/ Definition der "Weltformel" gefällt mir gut und das CERN Projekt ist ein weiter Versuch sie aufzustellen.
Was über das Messbare hinausgeht, gehört eben in den Bereich der "Metaphysik", das besagt ja das griechische "meta". Dass diesbezügliche Erkenntnisse nicht in naturwissenschaftliche Theorien aufgenommen werden, finde ich verständlich.
Nun noch zurück zu Einstein und dem von Ihnen angesprochenen "Äquivalenzprinzips", welches er aus dem Galileischen Gesetz des freien Falls so zu sagen "herausgefiltert" hat. Dabei geht es vorallem darum, dass die Fallbeschleunigung aller Körper gleich sein soll. Daher wird auch vom Satz der Gleichheit schwerer und träger Massen gesprochen. Dies ließ Einstein vermuten, dass in dieser Gesetzmäßigkeit der Schlüssel für ein tieferes Verständnis der Trägheit und Gravitation liegen müsse. Aus den Erkenntnissen seiner gedanklichen Experimente mit einem "Himmelslabor" und einem Erdlabor" ergab sich zusammenfassend gesagt, dass das Prinzip gleichförmige Beschleunigung und homogene Gravitationsfelder verknüpft. Was zunächst nur mechanische Vorgänge in kleinen beschleunigten und unbeschleunigten Labors betraf, hat Einstein später auf alle beliebigen physikalischen Vorgänge erweitert. Weiters konnte er nachweisen, dass die Äquivalenz auch für alle Arten von Bewegung gelten würde.
Das Äquivalenzprinzip erwies sich auch als ein guter theoretischer Ansatz bei der Erstellung der Allg.Relth. Vorallem konnte Einstein zeigen, dass gleichförmige Beschleunigung relativ- und nicht absolut- ist. Für Einstein war es ein Hinweis darauf, dass eine annehmbare Gravitatiostheorie den Rahmen der Speziellen Relth. sprengen würde. Während nämlich dieses Prinzip Beschleunigung und Gravitation äquivalent setzt und damit als relativ beschreibt, ist die Beschleunigung in der Spez.Relth. ja eine absolute Größe.
Für Einstein war damit der Weg aufgezeigt, auf dem er zu einer allgemeinen Theorie gelangen konnte, welche die Gravitation einbezog.
Anhand des Äquivalenzprinzips konnte Einstein nämlich einige Eigenschaften der Gravitation ableiten, indem er sich weitere Gedankenexperiment im "Himmelslabor" überlegte und sie dann aus der Sicht eines "Erdlabors" interpretierte.
Bis zur endgültigen Formulierung der Allgemeinen Relativitätstheorie sollte es aber noch ein langer und schwieriger Weg werden. Das insbesondere deshalb, weil in der Folge enorme mathematische Probleme auf Einstein zukamen, welche er als Physiker nicht alleine hätte bewältigen können. Aber das ist eine andere Geschichte!
Bis zum nächsten Mal
MfG
H.Pfeifer