Re: Auf der Suche nach dem Selbst


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Abgeschickt von Helmut Pfeifer am 13 November, 2009 um 20:37:27

Antwort auf: Auf der Suche nach dem Selbst von Helmut Pfeifer am 31 Oktober, 2009 um 22:31:42:

: S.g. Hr. Taplan, Sehr geehrter Herr de Neidels,
: S.g.Forumsbesucher,

Dies ist eigentlich eine Fortsetzung meines Beitrages vom 31.10., wie in diesem angekündigt.
Darum setze ich diesen Beitrag gleich unter Vorigem.
Ich möchte zunächst nur noch sagen, dass ich die Beiträge von Hrn. Taplan( 7.11.) und von Hrn. de Neidels(12.11.) mit Interesse gelesen habe und noch darauf zurückkommen werde.

Nun aber möchte ich mich aber endgültig auf die Suche nach dem "Selbst" begeben, indem ich einige
Gedanken bzw. einige Überlegungen präsentiere.

Zunächst ein kurzer Satz von Sir John Eccles:
"Jedes Selbst ist eine göttliche Schöpfung."

Ich bin zwar nicht sehr religiös, aber für mich hat dieser Satz etwas Erhabenes, das spüre ich intuitv.

Aus diesem Grund meine ich: Jeder von uns besitzt tief in seinem Bewußtsein verborgen ein starkes Gefühl seiner persönlichen Identität.
Man spricht vom "Geist" eines Menschen und spricht damit einen Sammelbegriff an, der für Denken und Wahrnehmen, aber auch für Empfinden und das Sammeln von Erfahrungen mittels des Gedächtnisses steht. Jedes Individuum besitzt seine eigenen Gedanken, Erlebnisse, Erinnerungen usw.
Was immer dieses Selbst sein mag, es ist etwas, das denkt, überlegt, beschließt, handelt, fühlt usw.
Im theologischen Sinn könnte man das Selbst mit "Seele" gleichsetzen. Da aber die Seele keinen bestimmten Ort im Raum einnimmt, kann sie nicht "zerlegt" werden.
Das Selbst ist also etwas "Vollständiges", etwas Unteilbares. Die Individualität ist einer der grundlegensten Merkmale des Selbst.

Die Frage "Was bin ich?", welche eine Frage nach dem Selbst darstellt, ist nicht leicht zu beantworten- hier sind wir uns alle einig.
Ein mögliche Antwort "Ich bin meine Gedanken und Erfahrungen", hinterläßt wegen seiner vagen Aussagekraft eher ein Gefühl des Unbehagens.
David Hume etwa meinte : " Nach gründlicher Erwägung der Frage nach der persönlichen Identität, finde ich mich in einem Labyrinth wieder."

Wie schon von mir früher erwähnt, ist die Frage des Gedächtnisses, was die gesamte Zeitwahrnehmung betrifft, von besonderer Bedeutung. Unsere Vorstellungen von uns selbst sind nämlich stark mit unseren Erinnerungen an Vergangenes verbunden. Es erscheint daher zulässig, zu behaupten, dass das Selbst von der Existenz eines Gedächnisses abhängig ist.
Menschen, welche die Fähigkeit verlieren,sich dessen zu erinnern, was sie kurz vorher getan bzw. gedacht haben ( Verlust des Kurzzeitgedächtnisses), gehen unweigerlich ihres Identitätsgefühles verlustig. Sie sind daher nicht mehr zu einer zusammenhägenden Handlungs-und Verhaltensweise fähig, können ihren Körper zu keinem bewußten Handlungsmuster koordinieren und sind völlig ausserstande, ihren Wahrnehmungen einen Sinn zuzuordnen. Mit anderen Worten,einer Person, der solches widerfährt, wäre nicht mehr fähig, regelmäßige, vernünftige Handlungen zu setzen. ( dementes Verhalten)

Mit dem Besitz eines Gedächtnisses erwerben wir also im weitersten Sinn ein Gefühl für unsere persönliche Identität und erkennen uns von einem Tag zum anderen und folglich im Verlaufe der gesamten Zeit unseres Daseins als "dasselbe" Individuum wieder. Auch wenn wir uns im Laufe unseres Lebens physisch verändern, indem sich durch den Stoffwechsel unsere "Atome" systematisch erneuern und sich auch unsere Persönlichkeit durch geistige Reifungsprozesse ändert, so halten wir uns trotz dieses beständigen Wandels doch für ein und dieselbe Person. Ohne Gedächtnis wäre dies nicht möglich: Ein solcher Mensch würde über keine zusammenhängende Merkmale einer Persönlichkeit verfügen, welche wir normalerweise mit dem Begriff "Individuum" in Verbindung bringen.

Einem Verständnis des Selbst kommen wir vielleicht auch dadurch näher, dass wir das Phänomen "Selbstbewußtheit" in unsere Überlegungen miteinschließen, was durch das "Wir wissen, dass wir wissen", zum Ausdruck kommt.

Die Fähigkeit der Bezugnahme auf sich selbst, dürfte eine Schlüsselfunktion bei der Enthüllung des Geists ausüben. Wie bereits festgestellt, ist Geist im Gegensatz zu einem materiellen Körper, aus einer nächsthöheren Warte gesehen, etwas Ganzheitliches. Und wie auch erkannt, dürfen wir ihn, den Geist, nicht als eine bloße "Ansammlung" von Gehirnzellen samt ihrer atomaren bzw. molekularen Bestandteilen verstehen. Es wäre demnach vergeblich, Gehirnzellen auf Anzeichen von Intelligenz oder Bewußtsein abzusuchen- diese Begriffe sind auf dieser Ebene einfach bedeutungslos.
"Selbst-Bewußtheit" ist offenkundig "ganzheitlich" und läßt sich nicht auf bestimmte elektro- chemische Abläufe im Gehirn zurückführen!

Was sich im Gehirn abspielt und welche Bedeutung dieses Organ für uns besitzt, darüber möchte ich demnächst zu sprechen kommen, indem ich einige Aussagen der Gehirnforschung zitieren werde.

Mit besten Grüßen

Helmut Pfeifer





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