Abgeschickt von Henry Grimmer am 19 Maerz, 2010 um 14:36:29
Antwort auf: Re: Int. Erkenntnisse der Hirnforschung Hard +-Software von Heinz Boente am 19 Maerz, 2010 um 09:23:15:
Holla, Herr Heim!
Sie schlagen mit gleicher argumentativer Keule drein wie Herr Keil, „Es ist so und damit basta“, wobei Herr Keil dezenter in der Wortwahl ist.
Ich kann Ihren Zorn verstehen, aber er sollte sich doch gegen Gott und nicht gegen Herrn Keil richten. Denn Eines bleibt, ob Sie wollen oder nicht: Wir wissen nicht, ob es Gott gibt oder nicht. Es bleibt die Möglichkeit, das es ihn gibt und das er ein so unerfreulicher, mieser Bursche ist, wie Sie es darstellen. Ihr „wäre so wenn“ ist zwar inhaltlich schlüssig, es ist auch genau der Grund, warum ich nicht an Gott glaube, aber es ist auch genau das: Glaube. Ein fundamentalistisches „Was soll das?“ hilft uns jedenfalls nicht weiter. Herr Keil glaubt an seinen Gott, wir sollten ihn (Herrn Keil) vielleicht bitten, seinen Gott zur Buße aufzufordern. Nun, nach Lesart einiger Christen hat er das ja bereits getan, denn war es nicht Gott selbst, der Mensch geworden am Kreuz starb? Pastor Bonhoeffer (und viele bekannte und unbekannte vor und nach ihm) haben ihre Standhaftigkeit, ihren inneren Frieden aus der Stärke ihres Glaubens an eben diesen Gott gewonnen, Entsprechendes gilt selbstverständlich für jeden stillen Helden aus jeder Religion, siehe Gandhi, das ist für mich überaus bewundernswert, auch wenn ich ihre Glaubensinhalte nicht teile. Ja, Glaube wird beliebig, wenn ein jeder sich sein eigenes Bild macht, doch ich denke, das hat sowieso Tradition und stört nur die Kirchenfürsten und Gott freut sich, wenn überhaupt jemand an ihn denkt.
Wenn ich schreibe, dass wir Religion brauchen, meine ich damit einen sehr erweiterten Religionsbegriff (mein Fehler, es nicht genauer erläutert zu haben; ich habe Herrn Keil geantwortet und er kennt meine diesbezügliche Ansicht). Wir sind in soweit als Menschen religiös, als wir ein Objekt der Hingabe brauchen, als wir Rituale brauchen, ein Weltbild, das von anderen mitgetragen wird, in dem wir heimisch sein können. Das geht über den impliziten Gott in „Religion“ weit hinaus. Letztlich ist es unerheblich, was der einzelne Mensch glaubt und ob er glaubt, wenn sein Denken und Handeln auf Achtung voreinander, Mitgefühle für einander und Liebe zueinander beruht. Wenn unser Wille dem Leben förderlich ist, können sich alle unter diesen Bannern versammeln.
Ich lese gerade den Beitrag von Herrn Boente, sein Zitat aus dem „nackten Affen“. Es mag so gewesen sein, ich glaube es ehrlich gesagt aber nicht. (Ich finde den Ansatz interessant, das mit der Geburt der Athene aus Zeus´ Haupt der Intellekt über das Gefühl gesetzt worden sein soll, das Matriarchat wurde symbolisch durch das Patriarchat abgelöst). Letztlich ist es aber gleichgültig; wenn Religiosität ein Teil unseres Menschseins ist, das heißt, Teil des Wesens „Mensch“, seiner Natur, sollten wir diesen Teil akzeptieren (alles, was uns zu Menschen macht, können wir nur akzeptieren) und ihn aber von den hierarchischen Strukturen befreien. Ich bin gegen den Missbrauch der Religion, nicht gegen die Religion. Und ich glaube schon an „alle, die guten Willens sind“ – ohne die haben wir nämlich keine Chance.
Mit freundlichen Grüßen
Henry Grimmer