Abgeschickt von Henry Grimmer am 20 Mai, 2010 um 14:37:13
Antwort auf: Re: Die Violetten von Heinz Boente am 15 Mai, 2010 um 12:10:53:
Hallo, Herr Boente!
Wir liegen ja gar nicht weit auseinander. Vielleicht noch mal eine kleine Erläuterung. Das antrainierte Verhaltensmuster hat nach meiner Ansicht nur in soweit keinen Überlebensvorteil, als es den Bereich der Tiere betrifft, aber ich wollte mit meinem springenden Löwe ja genau zeigen, dass wir über diese genetisch angelegten Muster hinaus gehen können, wenn wir selbst den Instinkt eines Tieres damit überlisten können. Wir unterliegen als Menschen nur noch äußerst eingeschränkt genetische voreingestellten Verhaltensmustern, unsere Evolution hat uns zu vernunftbestimmten Wesen gemacht (ich meine das keineswegs ironisch, aber ich bin mir auch im Klaren darüber, dass "vernünftiges" Verhalten "nur" als Möglichkeit in uns angelegt ist, leider zu oft handeln wir eben nicht "vernünftig"). Das "Gedächtnis" unserer Art besteht unter anderem in unseren sozialen Verknüpfungen, aber auch in der Internalisierung durch das Individuum (ich verhalte mich "gesellschaftskonform", weil mir die Gesellschaft "konformes" Verhalten abverlangt, sonst werde ich zum Außenseiter; aber auch das Individuum prägt die Gesellschaft).
Ich neige auch zur "realistischen" schlichten Feststellung der Tatsache, dass es eventuell schon fünf nach zwölf ist. Dennoch läßt sich nicht leugnen, dass es im Laufe der langen Jahrhunderte zu entscheidenden Verbesserungen im Ungang miteinander gekommen ist, schließlich werden keine Hexen mehr verbrannt. Ich kann nur wiederhohlen, ich denke nicht, dass der Mensch entweder "gut" oder "böse" ist (mal davon abgesehen, dass diese ethischen Begriffe nichts in einer Evolutionstheorie zu suchen haben), sondern dass in ihm die Fähigkeit zu beidem angelegt ist und das nur die Interaktion mit seinesgleichen den einzelnen entweder zur einen oder zur anderen Richtung leitet. Und was das Umdenken angeht - sicher gab es Änderungen, die sich über Jahrhunderte abspielten, aber es gab auch welche, für die man nur wenige Jahre oder Jahrzehnte braucht, siehe das Ende der Kolonialmächte, die Abschaffung der Sklaverei, siehe die Änderungen, die die vielgeschähten Sechziger uns brachten.
Wenn nun die Hoffnung tatsächlich zuletzt stirbt, so wollen wir doch wenigstens nicht zu ihrem Mörder werden.
Henry Grimmer