Abgeschickt von Heinz Boente am 04 Dezember, 2007 um 15:52:44
Antwort auf: Re: Ein weiterer, düsterer Aspekt, - so so von Walter Keil am 04 Dezember, 2007 um 14:29:41:
Hallo Herr Keil,
Sie haben natürlich recht: eine Nein-Doch-Nein-Doch Diskussion führt in der Tat zu nichts. Ich denke, es geht hier ja auch weniger darum, ob jemand an einen Gott glaubt oder nicht, ob jemand unwissend oder wissend ist, oder gar gut oder böse, sondern Herr Heim hat einen "weiteren düsteren Aspekt" zur Sprache gebracht, der - und das können Sie ja wohl nicht bestreiten - die heutige menschliche Gesellschaft durch ein überzogenes radikales Glaubensverständnis, das sicherlich zu den Problemen nicht nur beigetragen hat, sondern teilweise sogar deren Ursache ist, in die derzeitige Lage hineinmanövriert hat.
Daß Sie da eine gewisse Polemik zu erkennen glauben, kann ich nicht verstehen. Herr Heim hat - sicherlich sehr wortreich - Beispiele dafür angeführt und diese als gefährlich erkannt, daß eine ganz bestimmte Geisteshaltung (mag sie genetisch oder kulturell bedingt sein, das spielt in diesem Fall überhaupt keine Rolle) zu lebensbedrohlichen Situationen geführt haben und weiterhin führen. Zufällig (?) ist diese Geisteshaltung rein religiösen Ursprungs (ich habe das mit dem Zitat von Steven Weinberg deutlich zu machen versucht). Herr Heim hat aus dieser Geisteshaltung den Schluß gezogen - nicht mehr, aber auch nicht weniger - und so habe ich ihn verstanden (bitte, Herr Heim, korrigieren Sie mich, wenn ich daneben liege), daß beispielsweise wörtlich (fundamentalistisch) verstandene Schriften, und sei es auch nur von einer relativ kleinen Gruppe solcher radikal eingestellten Menschen, sehr wohl eine Gefahr für den ganzen Planeten darstellen können. Und er hat gefragt, ob eine Änderung dieser Geisteshaltung nicht besser für alle sei. Da pflichte ich ihm uneingeschränkt bei, wohl wissend, daß das sicherlich auch sehr idealistisch ist.
Ich glaube nicht, daß Herr Heim irgend jemandes persönlichen Glauben verunglimpfen will (jedenfalls habe ich ihn so nicht verstanden), deshalb finde ich es schade, Herr Keil, daß Sie sich hier ausblenden.
Zugegeben, auch ich argumentiere atheistisch, ganz einfach deshalb, weil mir bisher jede, aber auch wirklich jede der großen Glaubensgemeinschaften (ok, vielleicht ist der Buddhismus eine rühmliche Ausnahme) den Beweis schuldig geblieben ist, wo sie denn nun wirklich zu einer echten Verbesserung, ja, angesichts der Bevölkerungsexplosion zumindest zur Erhaltung der menschlichen Lebensumstände auf diesem Planeten beigetragen hat. Damit meine ich nicht die selbstverständlich anerkennenswerten, aber vergleichsweise winzigen Insellösungen in Form von humanitärer Hilfe in jedweder Form (Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten, Beratungsstellen, Geld-, Sach- und Nahrungshilfe etc.), sondern eine grundsätzliche religiöse Einstellung, die wirklich und wahrhaftig von Verantwortung, Nächstenliebe und Umweltbewußtsein geprägt ist, statt "Macht euch die Erde untertan" und "Wachset und mehret euch" (von "Schlagt die Ungläubigen tot" will ich hier gar nicht reden).
Dazu nur ein einziges Beispiel. HvD schreibt im "Apfelbäumchen" auf Seite 266: "Sämtliche Gefahren würden sich ohne ein einziges zusätzliches Menschenopfer beheben lassen, wenn verhindert wird, daß die Zahl der Menschen bis zu einer kritischen Größenordnung weiter ansteigt. Uns bliebe, wenn das gelänge, (...) eine Katastrophe apokalyptischen Ausmaßes erspart." Ob das auch der Papst gelesen hat? Oder der Präses der Evangelischen Kirche? Oder ein beliebiger Imam oder Ajatollah? Ich bezweifle sogar, daß unsere Familienministerin, die immerhin Mitglied einer sich "christlich" nennenden Partei ist, den Namen "Hoimar von Ditfurth" überhaupt kennt.
Wenn wir aber andererseits hier im Forum auch schon ausführlich über "visionäre Kräfte" (als mögliche Hinwendung zum Besseren) diskutiert haben, so darf doch mit demselben Recht auch über "religiöse Kräfte" (als mögliche Hinwendung zum Schlechteren) diskutiert werden.
Ich bin gespannt, ob Sie, Herr Keil, Herr Heim oder andere Forumsbesucher dazu auch noch etwas sagen.
HB