Abgeschickt von Helmut Pfeifer am 26 Februar, 2010 um 18:56:57
Antwort auf: Re: Int. Erkenntnisse der Hirnforschung von Henry Grimmer am 16 Februar, 2010 um 13:50:10:
: Hallo Herr Grimmer,
Danke für Ihre Stellungnahme.
Natürlich kann man einen Insektenstaat qualitativ nicht mit einem menschlichen Gehirn vergleichen, welches das komplizierteste System darstellt, das es gibt. Je mehr man darüber in Fachbüchern liest, um so größer wird die Bewunderung für diese komplexen Prozesse, welche sich da oft in Bruchteile von Sekunden abspielen. Aber auch die Funktionen der Nervenzellen und ihre weitverzweigten Vernetzungen sind einmalig.
Grob vereinfacht kann man sich die Großhirnrinde als eine zweidimensionale Matrix (Schaltverzeichnis) von Neuronen vorstellen, die miteinander über reziproke ( hin und zurücklaufende) erregende Verbindungen in Wechselwirkung treten.
Heute ist z.B. nachvollziehbar, wie sensorische und motorische Prozesse ineinandergreifen, wenn wir ein Objekt mit den Augen erfassen bzw. verfolgen und nach ihm greifen. Man hat heute schon konkrete Vorstellungen darüber, wie komplex dieser Vorgang abläuft und auf welchen Fehlfunktionen Störungen dieser Koordinationsleistung beruhen.
Dass es, wie Sie anführen, keine gerichtete Wahrnehmung ohne Bewußtsein gibt, scheint klar zu sein. Ja, Bewußtsein ist alleine aus seinen materiellen Bedingungen heraus nicht erklärbar.
Ich schließe jedoch aus der Tatsache, dass ich fühle, rieche, schmecke, sehe, höre usw. die Gewissheit, dass ich "also bin", wie Descartes es formuliert hat. Aber, wie schon gesagt, verschließen sich mentale Phänomene, wie eben subjektive Empfindungen, einer reduktionistischen Erklärung im Rahmen naturwissenschaftlicher Beschreibungen.
Zuletzt noch eines: Es fasziniert die Beständigkeit mit der frühe "Erfindungen" über Jahrmillionen hinweg "konserviert" worden sind. Charakteristische Merkmale von Nervenzellen sind seit jeher gleich geblieben und auch unverändert geblieben sind fast alle biochemischen Bestandteile ( z.B. Überträgersubstanzen). Auch die meisten Gene in den menschlichen Nervenzellen gab es schon in urzeitlichen Weichtieren. Was daher über zelluläre Eigenschaften zu lernen gibt, läßt sich in der Regel direkt auf höhere Säuger und den Menschen übertragen.
Mit besten Grüßen
Helmut Pfeifer