Re: Eckart Löhr: HvD-Aspekte seines Denkens / Geist-Materie


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Abgeschickt von Klemens Taplan am 30 Mai, 2010 um 16:13:04:

Antwort auf: Re: Eckart Löhr: HvD-Aspekte seines Denkens / Geist-Materie von Walter Keil am 30 Mai, 2010 um 12:06:45:

Hallo Herr Keil,

erst einmal vielen Dank für Ihre lobenden Worte. Sekundärliteratur über HvD interessiert mich schon, zumal es davon nicht allzu viel gibt. Es spricht für Sie, wenn Sie über Hintergründe selbst nachdenken.

Der Knackpunkt liegt – wie auch schon bei früheren Diskussionen - beim Dualismus/Materialismus. Autor Eckart Löhr hat anhand von Zitaten herausgearbeitet, dass sich HvD zu diesem Thema nicht widerspruchsfrei geäußert hat. Das ist auch mein Eindruck. Meine Aussage „Als Wissenschaftler kann er sich dem materiellen Monismus nicht ganz verschließen. Aber sein tiefer Glaube an den Sinn der Welt führt dazu, dass er sich stärker zum Dualismus hingezogen fühlt – wohl wissend, dass der Dualismus nicht erklären kann, wie denn der Geist auf die Materie wirkt, ohne mit den Naturwissenschaften (Kausalität, Energieerhaltung) in Konflikt zu geraten.“ beschreibt den Konflikt – für mein Verständnis – treffend. Damit suggeriere ich nicht, dass es eine bessere Lösung gibt – was auch immer „besser“ in diesem Zusammenhang bedeuten soll. HvD hat sich selbst intensiv mit diesem Konflikt beschäftigt und Argumente gegeneinander abgewogen. Da die (philosophische) Sinnfrage für ihn ein höheres Gewicht hatte als die (naturwissenschaftliche) Kausalität, erschien der Dualismus ihm plausibler.

Der materielle Monismus hat nicht den Anspruch, die Welt zu erklären. Auch wenn es immer wieder Autoren gibt, die etwas anderes behaupten (Beispiel Weltformel). Methodischer Atheismus ist nicht gleichzusetzen mit universellem Atheismus. Es ist nicht mehr und nicht weniger als der Interpretationsrahmen der Naturwissenschaften. Das war auch dem grundsätzlich naturwissenschaftlich denkenden Menschen HvD klar. Dieser Denkrahmen baut auf Axiomen auf („Es gibt eine empirisch erforschbare Natur“, „Vorgänge in der Natur sind kausal erklärbar“), die unserem (beschränktem) Geist plausibel erscheinen. Natürlich muss die reale Welt nicht auf diesen Denkrahmen beschränkt sein. Es ist nur ein Modell. Das was außerhalb liegt, entzieht sich lediglich einer naturwissenschaftlichen Erklärung und gehört zur Metaphysik. Man kann sich das auch so vorstellen: Ich spiele Schach nach den Regeln des Schachspiels. Mit diesen Regeln kann ich aber nicht erklären, wo diese herkommen oder wer das Spielbrett und die Figuren hergestellt hat.

Ursachen im naturwissenschaftlichen Sinne erklären nicht die Welt als Ganzes. Wir sind als selbst reflektierende Wesen dazu verdammt, oder positiv ausgedrückt, dazu berufen, über den Sinn und damit über Gründe nachzudenken. Gründe sind nicht identisch mit Ursachen im naturwissenschaftlichen Sinne. Hier fließt der menschliche Faktor ein und damit Subjektivität.

Ihrer Aussage „Es gibt noch kein allgemein respektiertes Modell für das Geistige in der Welt.“ stimme ich zu. Eine rein physikalische Erklärung wäre für mich auch nicht hinreichend. Das Problem ist doch: Wir können uns eine Erklärung für Geist einfach nicht vorstellen.

Erwin Schrödingers Buch „Was ist Leben?“ kenne ich. Schrödinger war seiner Zeit weit voraus. Er erklärt systemische Zusammenhänge, die uns von unbelebter Materie unterscheiden. Lebewesen sind Systeme, die einen Stoffwechsel benötigen, um den Zustand niedriger Entropie aufrechterhalten zu können. Die zentrale Frage, was Leben denn nun sei, kann er natürlich nicht beantworten. Eben weil es um eine Frage geht, die naturwissenschaftlich nicht beantwortet werden kann – Erleben ist subjektiv.

Zu Ihrem netten Beispiel mit der nackten Frau: Es ist nicht der Geist, der das bewirkt, sondern Wahrnehmung ist ein aktiver Vorgang. Es werden Photonen von unseren Sinnesorganen registriert. Der Blinde würde nicht reagieren, es sei denn es kämen akustische oder olfaktorische Reize hinzu.

Mit freundlichen Grüßen
K.T.




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