Abgeschickt von Keil Walter am 18 Juli, 2010 um 12:30:02
Antwort auf: Re: Teilhard de Chardin: Der Mensch im Kosmos von Klemens Taplan am 16 Juli, 2010 um 19:45:49:
Hallo Herr Taplan,
es sind umfangreiche Argumentationsfelder, die ich anführen könnte, um darzustellen, dass man auf Werden und Vergehen einen ganz anderen Blickwinkel haben kann, als den reduktionistischen. Den Blickwinkel ohne das große Ganze.
Der steckt nämlich, so sehe ich das, im Wesentlichen hinter der Betrachtungsweise, die ich bei Ihnen meist vorfinde.
Ohne Reduktionismus ständen wir natürlich auch schlecht da - aber er braucht das Integrale, den Blick auf Einheiten und die große Einheit.
So zum Beispiel in Sachen Supernova.
Eine Supernova kann auch, und ich denke sie muss auch, als ein kosmischer Befruchtungsakt angesehen werden.
Die Vielzahl chemischer Elemente, die wir z.Bsp. auch auf der Erde vorfinden, hat eine Supernova als Voraussetzung. Das extrem vielfältige Leben auf der Erde beruht auch auf der Vielfalt des materiellen Angebotes und deren
Verbreitung über Luft und Wasserkreisläufe.
In unserem ultrakomplexen Körper ist zum Beispiel das Eisen im Blut absolut wesentlich für Bindung und Transport von Sauerstoff und es kommt aus einer Supernova !
Wenn Sie nun sagen, "naturwissenschaftlich betrachtet hat die Evolution kein Ziel, dann beruht das, so denke ich, im wesentlichen darauf,
das Sie hier eine Deutung übernehmen, die aus der
Evolutionsbilogie kommt und für mich absolut unhaltbar ist. (Als ob der Aufstieg kein Ziel an und für sich wäre)
Ich denke, hier extrem verkürzt, dass alles, seit dem Urknall, zusammenhängt und sich, gleich einem stets bewegtem Kaleidoskop, im Verbund verändert und in der Ordnung aufsteigt.
Hier höre ich schon Henrys Einwand: Abnahme und Zunahme der Entropie gehen immer Hand in Hand.
Ja, stimmt. Was ja einen Aufstieg aber trotzdem grundsätzlich ermöglicht.
Was der Entropiezusammenhang für den Ausgangspunkt Urknall bedeutet entzieht sich meiner Kenntnis.
Ich muss jetzt, bevor ich fortfahre, etwas Persönliches einfügen.
Ich respektiere Ihre intellektuellen Fähigkeiten und Textbeiträge aller Art ganz besonders.
Unsere hartnäckigen Diskussionen betrachte ich als sehr wertvoll, für mich und Andere.
Ich glaube auch, jede Art von Unhöflichkeit und Arroganz, würde solche Streitgespräche schnell ersticken.
Wenn ich Ihnen also widerspreche, dann eben aus Gründen, die in gewisser Weise nur auf einer anderen Kategorie beruhen. Also eine Kategorie, die andere Schlussfolgerungen zulässt.
Es ist für mich persönlich sehr mühsam Menschen zu finden, die meinen Blickwinkel akzeptieren können. Den Gläubigen ist die Naturwissenschaft egal und sie werden häufig aus Verzweiflung über ihre religöse Orientierung zu "Quasi-Atheisten" und den von der Naturwissenschaft faszinierten ist ein "Gott" meistens nicht denkbar, weil Sie ihn fest an traditionellen Religionen bzw. Weltbildern und ihren Unzulänglichkeiten verhaftet sehen.
Auf meiner website habe ich ja mit dem Aufsatz "Alles = eins" meinen Blickwinkel ausgeführt, der mich auch an einen gestaltenden Gott glauben lässt. Nur, tiefer in theologische Details gehe ich nicht. Es wäre eine weitere große Aufgabe, die Entwicklungsgeschichte von Religionen mit Evolutionsmechanismen abzugleichen und das Wesen Gottes (inkl. seine Fehlbarkeit (ein Bsp.: Siam.Zwillinge - für mich systembedingte Quantenfehler) zu beschreiben.
Hier wäre eine Diskussion mit Gläubigen und Atheisten angebracht, um zu sehen, an welchen Gott geglaubt wird und welcher Gott abgelehnt wird. Ja, ich denke auch die Ablehnung benötigt
immer wieder ein Bild vom Abgelehnten.
Mit freundlichen Grüßen
Walter Keil