Abgeschickt von Henry Grimmer am 18 Juli, 2010 um 16:54:55
Antwort auf: Re: Teilhard de Chardin: Der Mensch im Kosmos von Keil Walter am 18 Juli, 2010 um 12:30:02:
Hallo, Walter!
Selbstverständlich bleiben wir sportlich, und selbstverständlich kommt mein Einwand! ;-)
Da ich nur für mich sprechen kann - dennoch aber denke, dass Herr Taplan ähnlicher Ansicht ist - : Ich sehe die Welt durchaus nicht reduktionistisch. Ohne wieder in´s Methyphysische abzugleiten sehe ich den Kosmos als dynamische, komplexe Struktur. Auch die meisten Naturwissenschaftler sind nach meiner Überzeugung über einen (rein) reduktionistischen Ansatz längst hinaus.
Was der Urknall mit der Entropie zu tun hat? Da er der Beginn unseres Kosmos ist, mit allem, was wir in ihm vorfinden, ist er auch der Beginn der Entropie. Er ist aber entgegen der landläufigen Ansicht NICHT der Beweis dafür, dass alles aus dem Nichts entstand, sonder aus dem Vakuum, das man sich nicht als leer, sondern voller ständig werdender und sofort wieder vergehender Wellen/Teilchen vorstellen muss. Dieses virtuelle Vakuum ist im höchsten Maße entropisch, und durch den Urknall manifestierte sich unser Kosmos (als beinahe unwahrscheinliches Ereignis; der Zustand des Vakuums ist durch das vollkommene Fehlen kausal wirkender Ereignisse und damit durch die geringst mögliche Informationsdichte gekennzeichnet). Ohne jetzt eine Ausführung über Kosmolgie beginnen zu wollen und um es deshalb abzukürzen: Durch die Gravitation - siehe dunkle Materie - wurden Bereiche geschaffen, die eine niedrige Entropie aufweisen - Sterne. Sterne leuchten auf, leben ihr Leben und vergehen. Richtig, Walter, sie haben das All befruchtet, "Normalos" wie unsere Sonne mit Elementen bis hin zum Eisen, und Riesen mit allen Elementen darüber hinaus. Es Entwickeln sich Planeten und auf manchen wahrscheinlich Leben und auf wenigen(?) intelligentes Leben (manchmal glaube ich, die Erde gehört zu letzteren).
Das Wichtige ist nun, dass bei all diesen vielen, vielen Schritten, die nun z. B. zus uns geführt haben, immer, und zwar ausdrücklich immer! Wärme entsteht, die unabänderlich und nie wieder nutzbar ins All entweicht - voilà! Entropie. Unter der Macht der Gravtitation (z. B. alle bio-chemischen Vorgänge sind auf Erden von der Umwandlung von Energie abhängig, die Existenz unserer Erde hängt von der Sonne ab und die Energie der Sonne wird durch die Kernfusion erzeugt, die ohne die Gravitation nicht denkbar ist) bilden sich tatsächlich Inseln niederer Entropie, aber stets auf Kosten der Gesamtentropie.
Die Entstehung komplexer Systeme als Evolution zu bezeichnen halte ich für gerechtfertigt, ganz klar. Wenn aber die Evolution als gerichtet angenommen wird, haben wir nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir gestehen ihr eigenständiges Wollen, mithin Existenz zu, oder wir nehmen einen ständig eingreifenden Gott an (oder auch Götter, warum dann nicht). Existenz will ich ihr nicht zugestehen, da sie nur ein zusammenfassender Begriff für sich entwickelnde Systeme ist (Wind z. B. existiert nicht ohne Atmosphäre, der Begriff bezieht sich auf Bewegung von Luftmolekülen und ist ohne Luftmoleküle sinnlos).
Um es abschließend wieder mal zu wiederholen: Gott hat in den Naturwissenschaften nichts verloren, solange es um den Versuch geht, die Zusammenhänge im Kosmos, ob groß oder klein, mit dem Verstand zu erklären. Der Glaube hat seine Berechtigung, und auch, beides zusammen zu bringen, ist nicht nur berechtigt, sondern notwendig, aber das ist eine andere Diskussion.
Mit freundlichen Grüßen
Henry