Abgeschickt von Walter Keil am 15 November, 2008 um 23:03:10
Antwort auf: Re: Ist Simulation des Urknalls möglich? von Henry Grimmer am 14 November, 2008 um 15:35:33:
Hallo lieber Henry,
Hallo Herr Pfeifer,
nach längerer Zeit mal wieder ein Blick ins HvD-Forum.
Nachdem von euch beiden das Thema Urknall/Cern ziemlich solide diskutiert wurde, möchte ich eine kurze kritische Stellungnahme dazu abgeben.
Bei allem Respekt vor den Erkenntnissen und Theorien der Astro- und Teilchenphysiker und einer gewissen Bewunderung ihrer Neugier (ich bin auch extrem neugierig) glaube ich jedoch, dass in Genf am Cern wahnsinnig viel Geld ausgegeben wird, unter totaler Verkennung der Lage des physikalischen Modells und der Lage der Menschheit. Ich halte z.Zeit nicht besonders viel von der sehr sehr teuren Teilchenphysik.
1. Das physikalisches Modell ist flapsig ausgedrückt: ein windschiefes Gebäude auf schwankendem Grund - nur wir haben kein besseres.
2. Die allg. Lage : die Menschheit geht in großen Schritten Ihrem Ende entgegen und alle fahren in Urlaub, kaufen Kabeljau und Jeeps, beziehen Ihren Strom wegen 10% Preisvorteil bei EON/RWE/Vattenfall und Co., James Bond geht wieder um, die Comedians lachen sich wie immer einen Ast, Zwerg Porsche kauft den Riesen VW, und die Teilchenphysiker machen Teilchenphysik.
Alles so normal und fast wie immer - aber ich finde das langsam absurd und kann das nur mit sehr steinzeitalten Verhaltensprogrammen in den Köpfen selbst intelligenter Menschen begründen.
Die Apocalypse droht, aber kaum jemand erkennt die Gefahr.
Doch ein kleiner Hoffnungsschimmer heißt Obama.
Zur Teilchen-Physik: Nachdem der Teilchen-Zoo relativ unanschaulich geworden ist, würde das Higgsteilchen nicht wirklich etwas erhellen, denke ich mal.
Ich als blutiger Amateur der Physik, ging aber seit Einstein davon aus, dass alles der Gravitation unterliegt - sogar Licht, das wie bekannt aus dem elementarsten Teilchen, dem Quant, besteht.
Also im Lichtquant ist bekannter Weise kein Platz für ein Higgsteilchen.
Die Gravitation ist seit Einstein die Krümmung des Raumes um ein Teilchen. Das Lichtquant hat keine Masse und unterliegt trotzdem der Gravitation.
Nun kann man sagen, die Gravitation geht nur von Teilchen mit Masse aus. Das erklärt aber nicht, warum Licht der Gravitation unterliegt. Keine Wechselbeziehung der Gravitation von Materie mit Licht, nur eine einseitige Beziehung?
So sieht man das ja wohl.
Was ist eigentlich der Raum, der ja gekrümmt werden kann ?
Nach der Relativität ist Masse aber Energie, und offensichtlich abhängig von der Geschwindigkeit.
Werden Teilchen beschleunigt erhöht sich ihre Masse. Werden dann Higgsteilchen produziert oder diese fetter ?
Nach der Relativität gibt es eigentlich nur eine Urkraft, die in der Raumzeit verschiedene Phänomene hervor rufen kann, die mit den 4 Kräften beschrieben werden können.
Die Relativität ist eigentlich eine Anschauung, die letztlich eine Einzigkeit beschreibt. Diese Einzigkeit hat immer gegenseitige Beziehungen.
Was immer diese Einzigkeit genau ist, lässt sich offenbar nicht beschreiben.
Der Respekt vor der Wirklichkeit und ihrem ganz normalen Wahnssinn hat sich nicht grundsätzlich weiter entwickelt. Nachdem Steven Hawking um 1990 davon sprach, das die Rätsel des Universums bis 2020 etwa geklärt sein werden, kam völlig unötiger Weise die dunkle, sprich unsichtbare Energie und Materie daher. Nun müssen wieder alle Modelle auf den Prüfstand.
Soviel und verkürzt, und vielleicht etwas unübersichtlich, ein paar Fragezeichen zur Lage der Physik heute.
Ich persönlich, halte die Quantenphysik und die Relativitätsphysik für die beiden seiten unserer
Erkenntnismethode: Das Beschreiben von Ganzheiten und von ihren Teilen.
Dabei können wir meist nicht wirklich erhellend
von Ganzheiten auf das Wesen der Teile und umgekehrt von Teilen auf das Wesen von Ganzheiten schließen.
Zur Rolle des Glaubens: angesichts der Situation, dass das Universum als evolutionäres Gebilde beschrieben werden kann, lernende Lebewesen enthält, kann eine transzendente Ursache, sogar eine transzendente Gegenwart nicht ausgeschlossen werden. Die vom Menschen geschaffenen Grenzen zwischen den Denk- und Erkenntniskategorien, sind ja eigentlich nicht wirklich vorhanden. Alles hat seine naturwissenschaftliche Seite, aber eben auch eine religiöse, bzw. Glaubensdimension.
Denn selbst das normalste und enfachste in unserem Leben ist Teil des Wahnsinns Wirklichkeit.
In einem Song von 2002 verkünde ich schon im Titel: Das Ende der Normalität.
Grüße
Walter Keil
Ps. Wir haben vieleicht noch 50 Jahre - ich persönlich wesentlich weniger. Die Zukunft verfinstert sich.