Abgeschickt von Helmut Pfeifer am 06 November, 2008 um 21:52:40
Antwort auf: Re: Ist Simulation des Urknalls möglich? von Henry Grimmer am 24 Oktober, 2008 um 16:13:19:
Hallo, Herr Grimmer,
Zunächst möchte ich betonen, dass mein Weltbild nicht auf den christlichen Glauben basiert. Wenn man meine Beiträge in diesem Forum gelesen hat bzw. liest, dann ist dieser Umstand klar zu erkennen. Das ändert auch nicht die Tatsache, dass ich den Hl. Augustinus zitiert habe, wobei ich nicht der Einzige war, der dies gemacht hat. Ja natürlich war dieser Mann kein Naturwissenschaftler, sondern christlicher Philosoph, aber das Zitat zeugt von hoher visionärer Kraft, weil es schon vor Jahrhunderten gemacht, den Kern der Sache ganz gut trifft.
Ich halte auch nicht die "jenseitige" Welt für "realer", als die "diesseitige". Aber ich meine, dass man die "jenseitige" Welt ( ich meine die "innerweltliche Transzendenz", wie von HvD beschrieben) in einige Überlegungen einschließen sollte. Für mich ist es interessant, das zu tun.
Ich sympathisiere mit der Definition von Naturwissenschaft wie folgt:
" Naturwissenschaft ist als Grundlagenforschung, als jenes fundamentale Streben nach Naturerkenntnis anzusehen und es ist auch der Versuch, die uns angeborenen Strukturen der Weltdeutung zu überwinden, um jenseits des subjektiven Augenscheins ein neues Stückchen objektiver, wahrer Natur freizulegen." (Zitatende)
Nun ist aber die Wissenschaft, insbesondere die moderne Physik, teilweise an die Grenzen unseres Erkenntnishorizontes gestossen. Vielleicht ist es so, dass mit CERN neuerlich versucht wird, den Erkenntnisrahmen entscheidend zu erweitern, nachdem man mit dem Erstellen einer "Weltformel" gescheitert ist, die Welt wissenschaftlich zu erklären, um es einmal ganz allgemein zu formulieren.
Ich beziehe, wie gesagt, mein Weltbild nicht von christlichen Aussagen und Verkündigungen, aber ich tendiere eher- wie HvD- zur dualistischen Auffassung, die Materie und Geist auf einer Ebene sieht und glaube an eine wechselseitige Beziehung zwischen den beiden. Die quantenphysikalische Betrachtung der Materie bestärkt mich in meiner Auffassung.( siehe meine Beiträge darüber vor einigen Monaten) Nach allem, was ich weiss, neige ich zur Auffassung, dass man die Welt rein naturwissenschaftlich nicht völlig "erklären" kann. Die Naturwissenschaft beschränkt sich auf die Erforschung nur materieller und räumlicher Systeme, ihre Sichtweise ist daher rein monistisch.
Der Urknall, über den wir diskutieren, ist ein Paradebeispiel dafür, wie eng die Grenzen zwischen Materiellem und Nichtmateriellem beisammen liegen. Wo und wann hat alles begonnen, nämlich Raum, Zeit, die ersten einfachsten Elementarteilchen und auch die Kausalität in Form von Ursache und Wirkung?
Wir sind uns einig, dass der Urknall das einzige Ereignis in diesem Universum darstellt, welches nach herkömmlicher Denkungsweise keine erkennbare Ursache hat. Ich verwende bewusst das Wort "herkömmlich", weil es doch jetzt scheint, als könnte die Quantetheorie neue Wege in dieser Hinsicht weisen. Dies deshalb, weil dieser wissenschaftliche Zweig der erste ist, wo eine "Wirkung" keine augenscheinliche Ursache haben muss. Es würde zu weit führen, hier nähere Erläuterungen zu geben. Ich werde mich in einem eigenen Beitrag damit beschäftigen, Titel: " Materie aus dem Nichts?" -Die Quantenphysik eröffnet neue Perspektiven.
Nun zu Einstein. Meine Aussage, dass Zeit und Raum die Voraussetzung für alle physikalischen Vorgänge seien, wirkt etwas unverständlich. Besser sollte es lauten : "...dass sämtliche physikalischen Vorgänge von Raum und Zeit beherrscht werden."
Eine weitere zentrale Aussage der Rel. Theorie ist die, dass das Relativitätsprinzip wie folgt definiert wird: " Die Gesetze der Physik werden in allen nicht beschleunigten Bezugssystemen durch diesselben Gleichungen beschrieben."
Als Einstein 1905 die Spezielle und dann in einer 10-jährigen Arbeit die Allgemeine Rel.Theorie formulierte, war von einem sich expandierendem Universum noch keine Rede! Wie Sie erwähnen, war das auch für Einstein "sakrosankt" und deshalb hat er seinen Gleichungen keinen Glauben geschenkt, welche ihm ein "dynamisches" Universum anzeigten. Der "berühmte" Einbau einer kosmologischen Konstanten war die Folge und zeugt von der nicht "Unfehlbarkeit" Einsteins. ( Übrigens hat sich sein berühmter Ausspruch "Gott würfelt nicht" und das, was er damit gemeint hat, letztlich als nicht richtig erwiesen).
Übrigens habe ich vor, einen Beitrag zu machen, der sich mit " Hoimar von Ditfurth und Einstein" beschäftigen soll. HvD nimmt in seinem Buch "Im Anfang...." zu Einstein Stellung und hat dort einige sehr kluge Sätze bezüglich der Bedeutung A. Einsteins verfasst. Auch hat er das Wesen und das Grundsetzliche der Spez.Rel.Theorie recht plausibel erklärt, obwohl er natürlich nicht alle Aspekte berührt.
Zuletzt noch eine Bemerkung zu dem von Ihnen angesprochenen Verhältnis Masse- Gewicht. Ich würde sagen, dass unter normalen irdischen Verhälnissen Masse schon mit Gewicht gleichzusetzen ist. Newton formuliert in einem seiner drei Gesetze der Bewegungen, dass Masse sogar eine Doppelrolle ausübt: Sie erzeugt die Gravitationskraft eines Körpers und ist gleichzeitig Gradmesser seiner Trägheit, also seines Widerstandes gegen eine Beschleunigunskkraft. Sie haben natürlich Recht, dass es Ausnahmen gibt: Das gilt insbesonders für den freien Fall und Bewegungen ausserhalb des Gravitationsfeldes eines Himmelskörpers, wie es Astronauten in der Raumstation bei ihrem Flug rund um die Erde erleben.
Zu CERN: Die Reparaturarbeiten werden angeblich mindestens bis Juni 2009 dauern. Man wird sehen, was sich weiter tun wird.
In unserer Gemeinde fand gestern ein Vortrag eines Uni - Professors statt. Titel. "CERN-der Turm zu Babel des 21. Jahrhunderts?"
Ich bin nicht dort gewesen.
Mit freundlichen Grüßen
Helmut Pfeifer